Veröffentlicht am 16.01.2013FOTO UND TEXT: Melinda Melcher

Swisscom-CEO Carsten Schloter stellte die Nachhaltigkeitsstrategie des Telecom-Konzerns vor.

Bringt Nachhaltigkeit Wettbewerbsvorteile?

mm. Immer mehr Unternehmen greifen das Konzept des «nach­haltigen Wirtschaftens» auf und integrieren Nachhaltigkeits­aspekte in ihre Unternehmens­strategie. Am 8. Lifefair-Forum berichtete Carsten Schloter über die Nachhaltigkeitsstrategie der Swisscom.

Nachhaltigkeit, das Konzept, das Ökologie, Ökonomie und Soziales vereint, steht bei den Lifefair-Foren im Vordergrund. Initiert und organisiert werden die Anlässe von Kuno Spirig, einem umtriebigen Unternehmer und Unternehmensberater, mit dem Ziel, den Nachhaltigkeitsdiskurs zu unterstützen und voranzutreiben. Spirig bringt dazu namhafte Repräsentanten aus der Wirtschaft, Nichtregierungs­organisationen und Verbänden zusammen und in Austausch. Unterstützt wird das Forum von Credit Suisse, Swisscom und Economiesuisse.

CO2-Reduktion als Teil der Unternehmensstrategie

Carsten Schloter, CEO der Swisscom und ein gewandter Rhetoriker, war der Hauptredner des 8. Lifefair-Forums. Mit Überzeugungskraft porträitierte er die Swisscom als nachhaltiges Telekom-Unternehmen. Er erwähnte auch, dass die Swisscom gemäss dem Dow Jones Sustainability Europe Index zu den fünf nachhaltigsten Telekom-Unternehmen Europas gehöre.

Nachhaltiges Wirtschaften hänge unmittelbar mit den zeitlichen Entscheidungs­horizonten zusammen, die ein Unternehmen wähle; zeitweilige Zielkonflikte seien unumgänglich. Schloter betonte in diesem Zusammenhang die prägende Rolle des Verwaltungsrats. Selbstbewusst stellte er die These auf: «Man hat die Aktionäre seiner Strategie!»

Als Telecomunternehmen ist die Swisscom mit dem Thema Energieeffizienz stark konfrontiert. Das Unternehmen gehört zu den zehn grössten Stromverbrauchern und deckt seinen Strombedarf nach eigenen Angaben zu hundert Prozent aus erneuerbaren Quellen. Carsten Schloter verwies speziell auf den Bezug von Wind- und Solarenegie.

Auch hob er die ICT-Sparte als Schlüsselbranche zur CO2-Reduktion hervor: Der potenzielle Reduktionsbeitrag liege bei Faktor fünf. Mit dem Einsatz von energiesparender Hard- und Software, der Virtualisierung von Servern oder dem Einsatz von Video-Conferencing könne die Informations- und Kommunikations­technologie erheblich zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen.

Glaubwürdige Nachhaltigkeitsanstrengungen oder Greenwashing?

Ob nachhaltiges Wirtschaften den Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringt, diskutierten im Anschluss an die Rede von Carsten Schloter Vertreter von WWF Schweiz und dem Konsumentinnenforum sowie Repräsentanten aus der Wirtschaft. Die Diskussion drehte sich um die Fragen, wie Unternehmen via gelebter Nachhaltigkeit Wettbewerbsvorteile aufbauen können, wie sich glaubwürdige Nachhaltigkeit von Greenwashing – dem Versuch, durch Marketing- und PR-Massnahmen ein «grünes Image» zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Massnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren – unterscheide, und wie Unternehmen mit Zielkonflikten und Umsetzungsproblemen umgehen sollen.

Die angeregte und zeitweilig ausufernde Diskussion konnte die zentrale Frage nach Wettbewerbsvorteilen durch Nachhaltigkeit nicht abschliessend beantworten, lieferte jedoch interessante Einsichten und Anregungen. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass mehr Informationen und Transparenz vonseiten der Unternehmen zu Wettbewerbsvorteilen führen können, dies aber noch zu wenig bewiesen sei. Ausschlaggebend für das nachhaltige Wirtschaften sei eine entsprechende Unternehmensstrategie. Vonseiten der Politik erhoffen sich die Exponenten eine stärkere Lenkungsfunktion und interessante Anreizsysteme.