Veröffentlicht am 25.11.2013FOTO UND TEXT: Patrick_Herger

Berufe zum Ausprobieren: Jugendliche an der Berufsmesse in Zürich.

Auf ins Arbeitsleben

Von Dienstag, 19. November bis Samstag, 23. November 2013 strömten Jugendliche klassenweise ins Hallenstadion Zürich, um sich über die Möglichkeiten ihrer beruflichen Zukunft zu informieren. Ein Ausflug der anderen Art, denn die Berufsmesse Zürich vermittelte nicht nur Wissen.

Bei der erschlagenden Vielfalt der Angebote von Berufsverbänden, Unternehmensvertretern, Fachhochschulen und Berufsberatern kann die oder der Unentschlossene erstmal nur schlucken: 240 Berufe sowie 300 Weiterbildungsmöglichkeiten sind an der diesjährigen Berufsmesse Zürich vertreten.

Als Veranstalter wartet der kantonale Gewerbeverbund Zürich in den Messehallen mit so mancher Überraschung auf: Die Jugendlichen müssen keinen drögen Vorträgen lauschen oder Broschüren durchblättern; An vielen der insgesamt 125 Ständen wird etwas geboten – bekommen die Arbeitnehmer von morgen die Möglichkeit, den vorgestellten Beruf zu erleben und auszuprobieren. Wer Interesse an einer Lehre in Polydesign 3D hat, darf beispielsweise mithelfen, eine Wand zu bemalen, um seine kreativen Fähigkeiten zu testen.

Villa Kunterbunt

Am Stand des Armeelogistikcenters wird ein ferngesteuertes Auto bedient, während der Autogewerbeverband einen Rennwagen des Sauber F1 Teams Hinwil ausstellt. Eine Gruppe junger Damen kriegt grosse Augen, als sie den Messebereich von Schokoladenhersteller Lindt entdecken. «Da müssen wir hin», ruft eine von ihnen und hofft vermutlich auf ein paar Probenaschereien. Nebst der Präsentation verschiedener Produkte gibt Lindt jedoch auch Einblick in die Berufe des Lebensmitteltechnologen und des Polymechanikers.

Nicht weit entfernt verkündet ein Schriftzug, das hier Bäcker und Konditoren am Werk sind. In einer Reihe aufgestellt formt eine Gruppe Mädchen Teigrollen, um sie anschliessend zu Zöpfen zu flechten. Andere Aussteller, wie die Sprach- und Handelsschule Bénédict, locken schon am Eingang mit iPod-Gewinnspielen. Die Unternehmen wissen, wie sie die Jugend von heute erreichen.

Unterhaltsam und lehrreich

Nicht alle Berufe stossen sofort auf Interesse. Die Stände für Gärtnerei und Landwirtschaft, Naturwissenschaften und Entwässerungstechnologie ziehen am Mittwochvormittag kaum Besucher an. 

Wer sich an den Präsentationen umschaut, erkennt, dass auch in den Köpfen der jungen Generation typische Männer- und Frauenberufe existieren. Während sich die Jungen eher für eine Lehre im Mechanikbereich inspirieren lassen oder am Stand für Strassenbau einen echten Kleinbagger ausprobieren, sehen die Mädchen andere Perspektiven. Sie tummeln sich bei den Gesundheits- und Pflegebereichen – beispielsweise am Stand der Drogistinnen – oder riskieren einen Blick in das Handwerk der Coiffeuse. Der anwesende Branchenvertreter Gidor frisiert die Damen vor Ort; hier herrscht zu jeder Stunde dichtes Gedränge.

Die Stände der Kaufmännischen Verbände andererseits ziehen beide Geschlechter an und hin und wieder ist die Damenwelt im Bereich Holzbau zu sehen, wo sie unter Aufsicht die Bohrmaschine bedient.

Die Erfahrungen im Elektronikbereich sind zudem lehrreich. Wenn die Schüler in die Pedale der hier aufgebauten Hometrainer treten, steigt das Wasser in einer Säule und hebt den sich darin befindenden Ball an. Dieser kennzeichnet auf einer Tafel, wie viel Energie der Tretende erzeugt und was er damit antreiben könnte. Die meisten schaffen es zwar, genug Strom für eine elektrische Zahnbürste, den Küchenmixer oder das Radio zu produzieren; Bis zum Smartphone, dem Staubsauger oder einer Liftfahrt in die 1. Etage geht vielen Jugendlichen jedoch die Puste aus.

Der passende Job

Im abgetrennten Forumsbereich setzt sich die Jugend für einmal schweigend zusammen, um den Vorträgen und Gesprächsrunden auf der Bühne zu lauschen. Die Themen sind an die zukünftigen Arbeitnehmer angepasst und drehen sich um das Verfassen der Bewerbungsunterlagen, die Sicht der Bewerbenden seitens der Unternehmen oder die Frage: Wie finde ich den richtigen Job?

Eine knifflige Frage, meint auch Stefan Haas von LPlus – einer Initiative für die Reduktion von Jugendarbeitslosigkeit. «Die Jungen müssen sich bewusst sein, dass die Entscheidung für eine Lehre die nächsten zwei bis drei Jahre beeinflusst. Sie müssen sich mit sich selbst, ihren Stärken und Schwächen auseinandersetzen.» Stefan Haas rät, sich bei Eltern und Lehrern oder den Berufsberatungszentren und im Internet Unterstützung zu suchen. «Für die Lehrstellensuchenden ist wichtig, sich über das betreffende Berufsbild zu informieren und bei der Bewerbung Interesse und Engagement zu zeigen.»

Bis zum Ende der Messe am Samstag zählten die Veranstalter gut 44 000 Besucherinnen und Besucher. 17 000 davon waren Schülerinnen und Schüler aus zehn Kantonen.