Veröffentlicht am 26.06.2008TEXT: Jan Gunz

Foto: Simone Gloor

Am Wochenende ist Waschtag

jg. Wenn das Spiel beginnt, muss der Fussballdress sauber sein. Tausende von Waschfrauen waschen wöchentlich zehntausende verschwitzte und schmutzige Leibchen, Hosen und Stulpen. Viel Geld verdienen sie damit nicht, denn Dresswäsche ist Freiwilligenarbeit.

Nimmt man die knapp 13 000 im Schweizerischen Fussballverband registrierten Mannschaften und lässt sie an 25 Wochenenden spielen, schwitzen und stürzen, dann ergibt das über 300 000 Dresswäschen pro Jahr. Eine Dresswäsche umfasst die Leibchen, Hosen und Stulpen einer Mannschaft.

Rund 100 Dresswäschen pro Saison erledigt Annemarie Erb für den SC Rüti bei Büren im Berner Seeland, der im Juli sein 50-jähriges Bestehen feiern wird. «Die erste Mannschaft, die in der 3. Liga spielt, ist die schlimmste. Man könnte meinen, ihre Spieler wälzten sich im Schlamm», sagt Erb. Sie muss es wissen, denn sie wäscht jedes Wochenende während der Saison die Dressen der 1. und der 2. Mannschaft sowie die Tenues eines Juniorenteams.

Nach dem Spiel bringt der Trainer jeweils die Säcke mit dem schmutzigen Inhalt. Dann kann es losgehen, meistens schon am Samstag. Mit der Wäsche der 1. Mannschaft füllt Erb dreimal ihre siebeneinhalb Kilo Maschine. Diese Gruppe gibt am meisten zu tun, weil die Spieler für das Einlaufen ein separates Leibchen erhalten. Insgesamt braucht Erb sechs Waschgänge, um die Sportkleidung zu reinigen. Dressen einfüllen, waschen, aufhängen, die trockene Wäsche von der Leine nehmen, allenfalls flicken und wieder in die Säcke versorgen. Tumbeln bekommt den Leibchen nicht, weil die Sponsoren-Aufdrucke leiden würden.

Dresswäsche ist im Breitensport ein Ehrenamt

Die meisten Vereine vergeben den Job an mehrere Verantwortliche. Beim SC Rüti kümmern sich vier Personen um die Wäsche von elf Mannschaften, meistens sind es Frauen, oft die Ehefrauen der Trainer. Auch bei der Familie Erb sind die Aufgaben klar verteilt: Herr Erb, die beiden Söhne und die Tochter spielen auf dem Feld für den SC Rüti, Frau Erb sorgt im Hintergrund für die saubere Wäsche der Fussballer.

Für die Dresswäsche gibt es landesübliche Pauschaltarife: gereinigte Juniorendresse gibt es für 25 Franken pro Team mit sechs Spielern. Die 2. Mannschaft mit 11 Spielern kostet den Verein 30 Franken und die 1. Mannschaft mit den Einlaufleibchen 40 Franken.

Reich wird Annemarie Erb also nicht mit der Dresswäsche. Zieht sie den Aufwand für die Maschine, das Waschpulver und den Strom ab, bleibt ein Stundenlohn deutlich unter zehn Franken. Doch sie will nicht mit Stunden und Franken rechnen. «Ich sehe das nicht als Verdienst, das ist mein ehrenamtliches Engagement für den Verein.»