16.09.2015
FOTO UND TEXT: Jvan Spiess

Patrick Baumann (links) und Daniel Müri behaupten sich mit ihrer 3-D-Produktionsfirma erfolgreich im Film- und Werbegeschäft.

3-D-Unternehmen

Zu Hause im virtuellen Raum

2009 gründeten die zwei Jungunternehmer Daniel Müri, 28, und Patrick Baumann, 29, die 3-D-Produktionsfirma Cloudscape. Als Freelancer lernten sie sich bei der Produktion eines Schweizer Science-Fiction-Films kennen. Heute beschäftigen sie vier Mitarbeitende.

Das Büro von Cloudscape ist im vierten Stock an der Badenerstrasse 808 einquartiert. Die modernen Räumlichkeiten sind auf zwei Stöcke verteilt: Im unteren Stock stehen links und rechts Schreibtische mit Computern, an denen die Mitarbeitenden vertieft in ihre Monitore an den 3-D-Animationen arbeiten. 

Im oberen Stock befinden sich ein Bürotisch mit zwei Computern und eine bequeme Lounge mit Tisch und dunklen Ledersofas. Davor hängt eine schwarzgerahmte grosse Leinwand auf weissem Gips. «Hier empfangen wir unsere Kunden und besprechen die aktuellen Projekte», sagt Daniel Müri, einer der Gründer der 3-D-Animationsfirma. Die Räume mit ihren weissen glatten Wänden und den schwarzen Vorhängen wirken klassisch und stilvoll. Als Farbtupfer prangt das Firmenlogo an der Wand.

«Als Jungunternehmer mussten wir von Anfang an realistisch sein.»

Patrick Baumann, Geschäftsführer Cloudscape

Science-Fiction-Film als Sprungbrett

Im Sommer 2009 gründeten Patrick Baumann und Daniel Müri zusammen mit ihrem Kollegen Patrick Tilp ihr Start-up Cloudscape. Die Firma produziert 3-D-Animationen für Film und Werbung. Auch Kunden aus der Industrie gehören zu ihren Auftraggebern. Kennengelernt haben sie sich als Freelancer beim Schweizer Science-Fiction-Film «Cargo». Der Film aus dem Jahr 2009 von Regisseur Ivan Engler zeigt ein Untergangsszenario: Die Welt ist durch eine ökologische Katastrophe unbewohnbar geworden. Nun sind die Menschen gezwungen, ein karges Leben in überfüllten Raumschiffen zu fristen. Die Filmkulisse und die Szenen sind mit 3-D-Elementen erweitert. Für den Film suchte die Produktionsfirma im Winter 2009 in der ganzen Schweiz nach 3-D-Grafikern.

Patrick Baumann am Arbeitsplatz: Der gelernte Mediamatiker passt mittels «Color Grading» die Farben für einen Werbefilm an.Foto: Jvan Spiess

Von der Arbeitsgemeinschaft zur Firmengründung

Daniel Müri, Patrick Baumann und Patrick Tilp bildeten von insgesamt zwölf 3-D-Animatoren das Kernteam für die Produktion des Films. «Wir drei hatten den Vorteil, dass wir alle die gleiche Software benutzten und so optimal zusammenarbeiten konnten. Die anderen hatten Probleme, ihre Daten auszutauschen», sagt Daniel Müri. Das Filmprojekt dauerte vom Frühling 2008 bis zum Sommer 2009. «Wir wollten unbedingt weitermachen, weil wir ein Jahr lang in der Zusammenarbeit gut harmonierten», erzählt Daniel Müri. Also schlossen sich die drei Freelancer zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen und zogen schon bald erste Projekte an Land. Doch nach Abschluss stellten sie sich Fragen wie: Wie führen wir Buchhaltung? Wer hat genau wie viel gemacht? Wie rechnen wir ab? Daniel Müri resümiert: «Nach den ersten Projekten merkten wir, dass wir voll und ganz zusammenarbeiteten. Und so gründeten wir nach eineinhalb Monaten, im Juli 2009, Cloudscape.»

Portfolio mit grossen Namen 

Heute sind die Jungunternehmer noch zu zweit in der Geschäftsleitung und beschäftigen vier Mitarbeitende. «Angestellte zu haben, ist definitiv eine grosse Verantwortung. Wir müssen ihnen die Sicherheit geben, dass sie ihren Monatslohn bekommen – keine Frage», hält Patrick Baumann fest. Der Film «Cargo» erwies sich als gute Referenz, sodass schon früh Aufträge für prestigeträchtige Projekte von namhaften Schweizer Unternehmen kamen. Im Portfolio von Cloudscape sind unter anderen Namen wie Swisscom, Toblerone, die Post und SRF zu finden. Aber auf ihrem unternehmerischen Weg gab es auch Unsicherheiten. Die Branche ist extrem kurzfristig. Am Anfang mussten sie laut Patrick Baumann von Woche zu Woche planen – dabei war es nicht immer sicher, ob sie schlussendlich die Aufträge bekamen, mit denen sie rechneten. Baumann erklärt: «Als Jungunternehmer mussten wir von Anfang an realistisch sein. Uns war klar, dass unsere Löhne zu Beginn weit unter einem Durchschnittslohn sein werden.» Mittlerweile bestehe eine stabilere Kundenbasis, sodass sie auch längerfristig planen könnten.

«Viele denken bei Visual Effects gleich an Hollywood.» 

Daniel Müri, Geschäftsführer Cloudscape

Hollywood ist auch in der Schweiz möglich 

Das Bewusstsein für Produktionen mit 3-D-Animationen und Spezialeffekten scheint sich in der Schweiz noch nicht ganz etabliert zu haben. Zum einen fehlt das Wissen über die technischen Möglichkeiten, zum anderen ist wenig bekannt, dass solche Produktionen auch in der Schweiz möglich sind. «Viele denken bei Visual Effects gleich an Hollywood und haben das Gefühl, eine Produktion mit 3-D-Effekten sei mit einem Millionenbudget verbunden», stellt Daniel Müri fest. 

Das bringt auch Vorteile mit sich: Es besteht noch kein Überangebot, und so bleibt in der Branche genug für alle da. Wie aber sieht die Zukunft aus? Patrick Baumann ist zuversichtlich: «Wir haben uns mittlerweile einen Namen in der Branche gemacht und freuen uns auf weitere spannende Projekte.»

Bildungsgänge für 3-D-Animation und -Visualisierung in der Schweiz

EB Zürich 
Das Weiterbildungsinstitut EB Zürich bietet einen Lehrgang für «3-D-Visualisierung und -Animation» an. Das Diplomstudium dauert vier Semester und kann in Teilzeit absolviert werden. Der Bildungsgang richtet sich an Berufsleute, die ihre 3-D-Kompetenzen erweitern wollen, oder ist ein Vorbereitungskurs für jene, die eine hochspezialisierte 3-D-Ausbildung anstreben.   
Link: http://www.eb-zuerich.ch

SAE Institut
Das SAE Institut ist eine Bildungsinstitution für kreative Medien. Das Institut bietet in «Game Art & 3D Animation» auf Bachelorstufe einen Lehrgang an, der in acht Semestern in Teilzeit absolviert werden kann. Das SAE Institut bietet aber auch Vorkurse in «3D Production» sowie den Lehrgang «Game Art & 3D Animation Diploma» an, der in Teilzeit vier Semester dauert und keine Maturität voraussetzt. Die Institution hat je einen Standort in Zürich sowie Genf. 
Link: http://www.sae.edu/che/

Hochschule Luzern
Die Hochschule Luzern bietet den Lehrgang «Bachelor of Arts in Film mit Vertiefung in Animation» an. Der Studiengang dauert sechs Semester und wird in Vollzeit absolviert. 
Link: https://www.hslu.ch/de-ch/