31.05.2016
TEXT: Julia AntoniouFOTOS: Nana do CarmoVIDEO: Nana do Carmo

Zwei Teller Picanha grande und Köchin Nair, die die brasilianische Seelenspeise bereitet.

«À la minute»

Wenn Rindfleisch und Zwiebeln Samba tanzen

Das Gericht, das nicht nur Brasilianer glücklich macht, heisst Picanha. Manuel Fernandes serviert die deftige Rindfleischspezialität in seinem kleinen Lokal unweit der Zürcher Langstrasse. Das hat sich herumgesprochen. 

Der Geruch von Fleisch und angebratenen Zwiebeln für die Nase, Samba für die Ohren und fröhlich orange Wände für die Augen – wer die Casa da Picanha an der Mattengasse 9 betritt, überquert mit der Türschwelle die Grenze zu Brasilien. 

«Bom dia!», grüsst Kellnerin Juliana. Deutsch kann sie (noch) nicht, dafür ist sie von Herzen freundlich. Sie streckt den Gästen die brasilianische oder deutsche Version der Speisekarte entgegen und nimmt die Bestellung auf. 

Für achtzig Prozent der Kunden ist der Fall von vornherein klar. Ihre Wahl fällt auf Picanha: «à la minute» gebratenes Rindfleisch mit angeschwitzten Zwiebeln, dazu Reis, schwarze - oder braune Carioca-Bohnen und frittierter Maniok. Ein Bier macht das Ganze perfekt: beispielsweise Brama, ein leichtes brasilianisches Hopfenbräu. 

«Tudo fresco»Wirt Manuel Fernandes

Einfaches Essen lebt von guten und frischen Zutaten. «Tudo com produtos frescos», lautet das Konzept von Wirt Manuel Fernandes. Er hat die Casa da Picanha vor vier Jahren übernommen und wieder in Schuss gebracht. Sein Vorgänger hatte das Restaurant 2008 eröffnet.

 Er kaufe ausschliesslich Schweizer Fleisch, sagt der Portugiese, selber bekennender Fan der brasilianischen Küche. Fündig wird er in den Metzgereien im Quartier, aber auch bei den Gastrogrossisten. Beim Kaufen der nicht zu mageren Huftstücke verlässt er sich auf seinen Blick für gutes Fleisch. Diesen hat er in einem renommierten Restaurant in seiner Heimatstadt Porto geschult. Die Bohnen importiert Fernandes direkt aus Brasilien.

Wie von Mama gekocht
Der zweite Pfeiler von Fernandesʼ Qualitätsstrategie ist die Zubereitung. Sie obliegt Nair, die in einer Seelenruhe, aber flink und routiniert in der Küche hantiert. Sie bereitet das Picanha genau so zu, wie es am besten schmeckt. «‹Como a minha mãe›, wie von meiner Mutter gekocht», schwärmt eine brasilianische Kundin.

Wenn_Rindfleisch_und_Zwiebeln_Salsa_tanzen

Im Reich von Köchin Nair. Video: Nana do Carmo

Dank Mund-Propaganda hat das kleine Restaurant seine Kundschaft gewonnen: viele Brasilianer und Portugiesen, aber auch Türken, Spanier, Schweizer. Fernandes hält den Kontakt zu seinen Kunden auch über Facebook, über 2000 Personen haben seine Seite geliked. 

Aber noch wichtiger ist es Fernandes, seinen Kunden ein guter Gastgeber zu sein – auch an langen Arbeitstagen. Am Wochenende dauern diese oft von 9 Uhr morgens bis um Mitternacht. «Aber ich gern» – Manuel Fernandes legt die Hand aufs Herz, entschuldigt sich für sein schlechtes Deutsch und lacht sein warmes Lachen. Mit seinen zwei Mitarbeitenden und Stammgästen, die aus der ganzen Schweiz anreisen, sei er gut unterwegs und hegt Ausbaupläne: Er will mehr Plätze schaffen und neues Mobiliar kaufen.

Fritierter Maniok, Bohnen und Reis machen den Picanha-Schmaus perfekt.

«Bödelen» auf Brasilianisch
Ob so ein Restaurant auch anderswo funktionieren würde? Schwer zu sagen. Fest steht, dass die Casa da Picanha gut ins Multikulti-Quartier Langstrasse passt, wo Deutsch eine Sprache unter vielen ist. Unbestreitbar gibt ein Teller deftiges Picanha den richtigen Boden für eine ausgiebige Beizentour. Respektive für ein Bar- und Club-Hopping, wie dies im Jargon der jungen Partygäste des «Chreis Cheib» heisst.

«Bom Apetite!»
Neben Picanha serviert die Casa da Picanha auch das Bohnengericht Feijoada oder die Stockfischspezialität Bacalhao. Eine kleine Portion Picanha kostet 25 Franken, eine Portion à discrétion 60. Das Lokal befindet sich an der Mattengasse im Zürcher Kreis 5.

https://www.facebook.com/casadapicanhazurich/