Ökonom Gabriel Schandl erachtet repressiven Leistungsdruck als kontraproduktiv.
Arbeitszufriedenheit als Wirtschaftsmotor
Wie lässt sich eine Spitzenposition auf dem Markt einnehmen und halten? Für den Unternehmensberater Gabriel Schandl liegt der Schlüssel zum Unternehmenserfolg im Leistungsglück der Belegschaft.
Die Konkurrenz auf dem Wirtschaftsmarkt ist riesig. Eine hohe Produktqualität reicht oft nicht als Verkaufsargument aus, denn dieses Kriterium erfüllen viele. Was einst Mund-zu-Mund-Propaganda und Marktschreier vollbrachten, erzeugt heutzutage eine komplexe Vermarktungsmaschinerie. Über ausgeklügelte Marketing- und Kommunikationsstrategien wetteifern die Unternehmen um die Gunst der Kunden. Kundenbedürfnisse werden evaluiert, neu geschaffen und bedient.
Doch mit einzigartigen Ideen und professioneller Vermarktung allein ist es nicht unbedingt getan. Für den Führungskräftecoach, Vortragsredner und Buchautor Gabriel Schandl liegt das Erfolgsrezept eines Unternehmens im vermittelten Leistungsglück.
Entspannt Bestleistungen erbringen
Leistungsglück entsteht durch ein arbeitnehmerfreundliches, entspanntes und inspirierendes Umfeld, welches die Werktätigen zu Bestleistungen beflügelt. Das Prinzip des Leistungsglücks baut auf begabten Mitarbeitenden auf, die in ihrer Tätigkeit aufgehen, gefördert werden und sich mit der Firma identifizieren. Wer seine Arbeit gerne mache, sei leistungsfähiger und kreativer. Dies führe zu Leistungsglück, letztlich ein Schlüsselfaktor, um sich – als Unternehmen wie auch als Arbeitnehmender – aus der Masse hervorzuheben, so Schandls These.
Mitarbeiterfreundliche Politik als Marke
Das 1998 gegründete US-amerikanische Unternehmen Google zählt laut Schandl zu den Paradebeispielen erfolgreicher Arbeitgeber, die mit ihrer Unternehmenskultur «Leistungsglück» fördern. So wuchs es zu einem Global Player mit mehr als 40 000 Mitarbeitenden an 70 Standorten in über 40 Ländern heran. Google ist auch als Arbeitgeber eine bedeutende Marke mit entsprechender Sogwirkung auf die Besten ihres Fachs. Das innovative Arbeitsmodell zieht hochkreative Köpfe an, was wiederum Innovationen fördert.
Google implementierte eine starke Unternehmensidentität, welche die Angestellten und ihre Ideen in den Mittelpunkt stellt. «Googler» stehen hinter den Unternehmenszielen und repräsentieren die Firma mit Stolz und Begeisterung.
Leistungsglück als Schlüssel zum Erfolg
Gabriel Schandl versteht es, mit Kernsprüchen wie «Wellness im Kopf», «Das Triple-A-Prinzip – Die Kraft der Innovation» oder «Leistungsglück» immer wieder auf die Wechselwirkung von Arbeitszufriedenheit und Unternehmenserfolg hinzuweisen. Im Prinzip ist Führungskräften das Zusammenspiel bekannt. «Aber es wird oft nicht umgesetzt», erklärt der Business-Experte, der seit rund 20 Jahren Unternehmen und Entscheidungsträger coacht.
Viele Betriebe scheuen zusätzliche Investitionen in eine ansprechendere Arbeitsplatzgestaltung mit Rekreationsbereichen oder in die gezielte Mitarbeiterförderung. Rudimentäre Schulungen und ein repressiver Führungsstil fördern weder eine souveräne Auftrittskompetenz, noch zaubern sie den Angestellten ein authentisches Lächeln ins Gesicht.
Leistungsglück versus Work-Life-Balance
Den Begriff Leistungsglück setzt Schandl Trendthemen wie ausgeglichene Work-Life-Balance zur Vorbeugung von Burnout-Symptomen entgegen. Der Wirtschaftswissenschaftler steht diesem Trendbegriff kritisch gegenüber, denn «er suggeriert eine Trennung zwischen Arbeit und Leben». Seiner Ansicht nach sei es für die Lebensqualität jedes Einzelnen und für Unternehmen besser, wenn Mitarbeitende die Arbeit als einen wesentlichen Teil ihres Lebens betrachteten, in ihr aufgingen. «Wer sich mit seiner Arbeit identifiziert und wertgeschätzt fühlt, erbringt gerne Bestleistungen.»
Beruf als Berufung
Der Ökonom lebt selber vor, was er anderen empfiehlt. Die eigenen Stärken und Fähigkeiten für eine befriedigende Karriere zu nutzen und sich dabei erfolgreich entfalten zu können, war auch seine Triebfeder: «Ich verfüge über eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und habe früh gemerkt, dass ich Menschen und Teams gerne unterstütze.» So baute er ein Coachingteam zur professionellen Begleitung von Unternehmen im Aus- und Weiterbildungsbereich mit auf, das in den letzten 15 Jahren gegen 30 Millionen Franken Umsatz erzielte. Man merkt ihm an, dass er vollumfänglich in seinem Tätigkeitsfeld aufgeht.
Schandls Plädoyer für entspannte Spitzenleistungen aufgrund von Leistungsglück stiess auch an der zehnten SuisseEMEX in der Messe Zürich in Oerlikon auf reges Interesse. Sein Vortrag «Service.neu.Denken. oder Ihr Kunde kauft beim Mitbewerber» rief an dieser grössten Schweizer Austauschplattform für die Marketing-, Event- und Kommunikationsbranche den Menschen als elementaren Erfolgsfaktor in einem hart umkämpften Markt in Erinnerung.
Leistungsglück durch Selbstverwirklichung
Gabriel Schandl ist Vater von fünf Kindern. Fliessen seine Coachingtipps in die Erziehung seiner Tochter und seiner vier Söhne ein? «Die Berufswahl kommt natürlich immer wieder mal zur Sprache. Ich rate meinen Kindern jeweils, ihren künftigen Job nicht nach finanziellen Aspekten auszuwählen, sondern sich Berufe auszusuchen, die ihnen Spass machen.» Ein wichtiges Kriterium für entspannte Spitzenleistungen, sprich Leistungsglück.