«der arbeitsmarkt» 05/2015TEXT: paola pittonFOTO: Simone Gloor
Mundgerecht

Fokus: Auf den Teller

Für unbehandeltes Salz legten meine Eltern vor 30 Jahren bereitwillig den Weg ins grenznahe Frankreich zurück. In Zeiten, in denen Himalaya-Salz oder «Fleur de Sel» keine Begriffe waren, versprachen sie sich einen besseren Geschmack davon. Aus einfachen Verhältnissen stammend, nahmen sie fürs Essen gerne Geld in die Hand und Zeit in Kauf: Die einzigen Büchsen, die zuhause aufgemacht wurden, waren Pelati, weil diese Tomaten die bessere Spaghettisauce ergeben als frische.

Das prägte mein Verhältnis zu Essen und Kochen. Ich gebe viel aus für Lebensmittel. Und nie würde ich eine abgepackte Rösti aufwärmen – Convenience-Food nehme ich dennoch zu mir, wie die meisten hierzulande, manchmal unbewusst. Sei es, dass ich in der Mittagspause am Arbeitsplatz einen vorgewaschenen Salat zubereite oder unterwegs ein «Smoothie» kaufe. Das bequeme, zeitsparende Essen ist in den letzten Jahren vielfältig geworden und nicht mehr nur gleichbedeutend mit salzig, fettig oder voll von Konservierungsstoffen. Das lassen sich die Konsumenten etwas kosten, das Geschäft mit Convenience-Food floriert.

Den richtigen Riecher für den Trend gesund und schnell hatte auch jene Gastronomin, die vor zehn Jahren die erste Suppenbar in Basel eröffnete. Ihre Geschäftsidee hat sie seither auf drei Betriebe und 500 Rezepte ausgeweitet.

Gesund und in grossen Mengen heisst die Herausforderung für Betriebe, in denen sich hunderte Mitarbeitende täglich verpflegen. Gepackt hat sie das Inselspital Bern mit einem neuen Konzept. Die Gäste stellen sich ihr Menü selber zusammen. Als Folge stieg der Früchtekonsum an.

Essen ist in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz mehr als Nahrungsaufnahme – und jeder ein Experte. Gespräche am Mittagstisch drehen sich um «Paleo-Diät, aber nur mit Beeren, ja nichts Angepflanztes», um «gute Kohlenhydrate» oder den «glykämischen Index». Die Lebensmittelindustrie fördert Moden wie laktose- und glutenfreie Produkte und verdient gut daran, stellt die Expertin im Interview fest.

Nichts davon halten die drei Promi-Köche, wie ein Blick in ihren privaten Kühlschrank zeigt. Wenn sie nicht im Fernsehen oder in ihren Restaurants kochen, verpflegen sie sich mitunter ohne grossen Aufwand. Ob schlicht, aber hochwertig, frisch oder kreativ – vorgefertigte Produkte kommen ihnen nicht ins Haus.