«der arbeitsmarkt» 05/2006

Von der Regionalliga in die Champions League

An der Zürcher Messe für Personalmanagement Anfang April verglich Jean-Luc Nordmann die Umwandlung der einstigen Arbeitsämter in die heutigen RAV mit dem Aufstieg eines kleinen Fussballclubs in die Profi-Liga. «Jetzt geht es darum, dort oben zu bleiben», forderte der Direktor für Arbeit im seco.

Kurzreferate an der Podiumsveranstaltung zum Thema «10 Jahre RAV – eine Bilanz» hielten nebst seco-Direktor Jean-Luc Nordmann auch Marc Genilloud, Präsident des Verbands schweizerischer Arbeitsämter (VSAA), sowie Jean-Pierre Gubser, Vorsitzender der nationalen Fachgruppe RAV des VSAA. Grundtenor des Trios: Stolz auf das Erreichte darf durchaus sein, aber zur Selbstzufriedenheit besteht kein Anlass. «Wir sind weiterhin unterwegs», meinte Nordmann.
Noch 1974 waren in der Schweiz 221 Arbeitslose registriert, und es kam gar die Diskussion auf, die Arbeitslosenversicherung abzuschaffen. Doch Anfang der 90er-Jahre wehte der Wind aus einer ganz anderen Richtung, das Personal in den Arbeitsämtern war völlig überfordert, der Druck einer Professionalisierung immens. Nach einer Gesetzesrevision war ab 1995 der Weg frei für den Aufbau der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren. So entstanden aus 3000 Arbeitsämtern in den Gemeinden innert kurzer Zeit 130 Dienstleistungszentren mit 2000 Personalberatenden.
Sowohl Genilloud als auch Nordmann erwähnten jene Milliarde Franken, die, verglichen mit 1998, dank besserer Effizienz im Jahr 2003 an Taggeldern eingespart wurde. Nordmann wertete es zudem als positiv, dass es für die RAV keine Vorgaben gebe, wie viele Vermittlungen sie zu erreichen hätten – im Gegensatz etwa zu Deutschland, wo der Erfolgszwang in den Arbeitsämtern eher Stress und Unmut auslöse, als Wirkung zeige. Ein Belohnungssystem, wie etwa bei Personalberatern in der Privatwirtschaft, würde Nordmann gerne einführen. Es sollte jedoch keine grossen Nachteile bringen. Die Synergien zwischen RAV und privaten Personalvermittlern verbessern sich seiner Ansicht nach weiterhin, es herrsche keine Konkurrenzsituation. 20 Prozent der Stellen vermitteln die RAV, 80 Prozent die Privaten.
Die einzige Frage aus dem Publikum entsprang der Skepsis, die Sanktionen könnten kantonal sehr unterschiedlich sein. Arbeitslose werden gemäss einem Punktesystem gebüsst, wenn sie ihre Bemühungen und Termine nicht einhalten, was zu Abzügen führt, die pro Jahr 130 Millionen Franken einsparen helfen. Sowohl Nordmann als auch Gubser sehen keinen Grund für diesen Verdacht. Unterschiede seien unvermeidbar und existierten allein schon innerhalb eines einzelnen RAV. «Sanktionswut gibt es keine», stellte Nordmann fest.
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