«der arbeitsmarkt» 12/2014TEXT: Leila ChaabaneFOTO: Simone Gloor
Barbara Lüthi

Mein Tag als Medienassistentin beim Circus Knie

«Kommunikation war noch nie nicht möglich. Doch bei annähernd 200 Personen aus 16 Nationen werde sogar ich, als Medienassistentin beim Circus Knie, gelegentlich zur Akrobatin. Komme ich mit meinen Fremdsprachen an meine Grenzen, zaubere ich die Worte mit Händen und Füssen. Wer mit auf Tournee ist, weiss, dass ein Zirkus nur funktionieren kann, wenn alle zusammenarbeiten. Und das ist es, was meine Arbeit so aussergewöhnlich macht: das gemeinsame Leben mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auf kleinstem Raum. Der Zirkus als Mikrokosmos.

Als ich im August 2013 die ausgeschriebene Arbeitsstelle beim Circus Knie sah, war ich gerade im letzten Semester «Medienwissenschaften und Kommunikationsforschung» an der Universität Fribourg und im Endspurt meiner Masterarbeit. Der Job schien mir eine willkommene Abwechslung. «Weshalb nicht einmal etwas ganz anderes ausprobieren?», dachte ich mir und bewarb mich. An einem Samstag im Februar 2014 reichte ich meine Masterarbeit ein, und am darauf folgenden Montag trat ich meine neue Stelle an. Von der neunköpfigen Bürocrew sind mein Chef und ich für die Medienabteilung zuständig. Gleich morgens um acht Uhr schauen wir, was die Medien in den Zeitungen über die Vorstellung berichten, lesen und beantworten die vielen E-Mails und besprechen den Tagesablauf. Oft stehen Termine mit Journalisten an, die ein Interview mit der Familie Knie oder mit den Artisten führen wollen. Auch Schüler und Studenten, die eine Arbeit über Tiere schreiben und an einem öffentlichen Tiertraining teilnehmen möchten, fragen uns an. Diese begleite ich zum Beispiel an die Pferdeprobe zu Fredy Knie junior und organisiere das Interview. Bei einer Premiere sind wir für die Journalisten und die geladenen Gäste mit unserem Mediendesk beim Eingang präsent. Da wird es auch mal hektisch. Aber mein Chef und ich sind zwei richtige Dickhäuter, lassen uns nicht so schnell aus der Ruhe bringen und sagen uns stets: «Alles schön der Reihe nach.»

Kein Tag ist im Zirkus wie der andere und keine Stadt wie die andere. Während einer Tournee gastieren wir an circa 40 Standorten in der Schweiz. Mal halten wir uns nur für zwei Tage an einem Ort auf, mal bleiben wir für mehrere Wochen. Da kann es schon vorkommen, dass ich nicht in derselben Stadt aufwache, in der ich eingeschlafen bin. Ja, das Leben im Wohnwagen hat durchaus etwas Romantisches. Ganz besonders, wenn ich auf meinem Bett liege und der Regen auf das Dachfenster prasselt. Nur der nächtliche Gang zum Wagen mit den Toiletten wird bei solchem Wetter etwas ungemütlich. Aber auch daran gewöhnte ich mich schnell. Wann immer ich es einrichten kann, gehe ich an den Wochenenden nach Bern. Dort erwarten mich meine herrliche Wohnung und mein verständnisvoller Freund. Nicht die Distanz oder dass wir eine Wochenendbeziehung führen, ist die grosse Herausforderung für uns beide. Denn gastieren wir in der Nähe, kann ich auch am Abend unter der Woche nach Hause gehen. Das Zirkusleben ist wie eine kleine Welt für sich. Manchmal brauche ich eine gewisse Zeit, um mich davon zu lösen und bei meinem Freund und unserem Daheim anzukommen.

Wenn der letzte Vorhang der Tournee fällt, müssen wir Abschied nehmen. Viele Mitarbeitende gehen zurück in ihre Heimat, zu ihren Familien und kommen nach drei bis vier Monaten wieder. Mit den Artisten gibt es meist kein Wiedersehen. Sie ziehen weiter und treten in einer anderen Manege auf. Wir vom Büroteam sind während der Wintermonate in Rapperswil (SG) stationiert. Viele haben ihr Zuhause gleich in der Nähe. Ich wohne mit drei Arbeitskolleginnen in einer Wohngemeinschaft. Zusammen bereiten wir die neue Saison vor: die Knie-Illustrierte für 2015, die Werbung und die Flyer. Besonders auf das Projekt, welches ich mit Franco Knie junior realisiere, freue ich mich. Gemeinsam mit ihm, meinem Chef und Vertretern vom Kinderzoo redesignen wir die Websites knie.ch und kniekinderzoo.ch und lassen beide Ende Februar in neuem Glanz erscheinen.

Anfang März 2015 ziehen wir wieder in unser rollendes Daheim, und bald darauf heisst es: «Vorhang auf für meine zweite Tournee mit dem Circus Knie!»

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