«der arbeitsmarkt» 03/2007

Lehrreicher Einsatz für Lehrende

Im Rahmen einer arbeitsmarktlichen Massnahme bietet «OFFENE STELLEN Schule» stellenlosen Lehrerinnen und Lehrern ein dreimonatiges Praktikum in einer anderen Sprachregion der Schweiz an. Die Ostschweizerin Nele Wepfer hat es ausprobiert.

«OFFENE STELLEN Schule» ist ein Programm der «ch Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit» und wird getragen von der «ch Stiftung», dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und den kantonalen Bildungsdepartementen. Absolventinnen und Absolventen von Pädagogischen Hochschulen oder Seminaren erhalten so die Möglichkeit, Erfahrungen an einer fremdsprachigen Schule zu sammeln.
Diese Gelegenheit nahm Nele Wepfer aus Tägerwilen im Kanton Thurgau wahr. Für die Primarlehrerin war es von Anfang an klar, dass sie vor einem Einstieg in den Beruf erst noch praktische Erfahrungen sammeln wollte. Als Stellenlose entschloss sie sich kurzerhand für ein Praktikum in der Romandie. «Ich habe mich für La Chaux-de-Fonds entschieden, weil ich meine Französischkenntnisse verbessern wollte», begründet die 25-Jährige ihren Entscheid.

Abwechslung und Flexibilität in allen Bereichen

Bereits am Tag ihrer Ankunft wurde Nele Wepfer von ihren neuen Kollegen zum Mittagessen eingeladen. «Die Lehrer waren alle sehr freundlich zu mir», betont sie. «Sie erkundigten sich nach meinem Befinden und meinen Bedürfnissen. Diese Offenheit und Herzlichkeit erlebte ich auch im Alltag, zum Beispiel beim Einkaufen. Die Leute sind kontaktfreudig, und wenn sie einen schönen Tag wünschen, wirkt das nicht wie eine leere Floskel.»
Der jungen Lehrerin blieb nicht viel Zeit, die Gegend zu erkunden. Sie musste oft die Schulen wechseln und war deshalb in den Pausen häufig mit ihrem Fahrrad unterwegs. Kein leichter Job, wenn man bedenkt, dass die junge Praktikantin zehn Klassen in sieben Schulhäusern unterrichten musste. Sie selbst hatte sich zwar Abwechslung gewünscht, in diesem Ausmass jedoch nicht erwartet. Zumal auch geistige Flexibilität vonnöten war. Vor allem dann, wenn die Lehrerkolleginnen und -kollegen untereinander nicht die gleichen Unterrichtsvorstellungen vertraten.
Die Kinder haben die junge Lehrerin von Anfang an ins Herz geschlossen. «Je motivierter und offener die Lehrer waren, desto freudiger und spontaner waren die Kinder», erinnert sich Nele Wepfer. An die 200 Kinder
habe sie während ihres Aufenthaltes unterrichtet. Auf die Frage, ob sie sich noch an bestimmte Namen erinnern könne, lacht sie: «Guillaume und Julie waren die absoluten Renner in dieser Gegend.»
Die junge Lehrerin kann das Praktikum «OFFENE STELLEN Schule» weiterempfehlen, weil sie während der drei Monate wertvolle Erfahrungen gesammelt hat. «Es ist allemal besser, als zu Hause zu sitzen und Däumchen zu drehen», sagt sie. Zurzeit unterrichtet sie im thurgauischen Münsterlingen. Dieses neuerliche Praktikum ist ihr vor kurzem bewilligt worden. Auch wenn ihr Herz für La Chaux-de-Fonds schlägt, ist sie
offen und vor allem motiviert, in anderen Regionen der Schweiz zu unterrichten. Und sollten es wieder sieben Schulhäuser auf einen Streich sein, ist das für Nele Wepfer kein Problem. Die nötige Kondition bringt die sportliche Handballtrainerin von Haus aus mit. Dazugekommen sind nun noch jede Menge Zuversicht und Selbstvertrauen für ihre nächsten Schritte im Beruf. 

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