29.10.2015
FOTO UND TEXT: Hakan Aki

Lokalmatador Roger Federer bei der Pressekonferenz.

Spielerbetreuerin

Zuspiel hinter den Kulissen

Als Chefin des Turnierbüros der Swiss Indoors Basel hat Madlaina Barth dieser Tage viel um die Ohren. Wie ihr Aufgabenfeld aussieht und wie sie die Wünsche aller Tenniscracks unter einen Hut bekommt: Dem «arbeitsmarkt» hat sie es erzählt.

Dass das Training eines Tennisprofis länger dauert als geplant, ist nichts Aussergewöhnliches. Es kann sogar dazu führen, dass ein Spiel auf einem Tennisplatz deswegen später beginnt und den «Turnierfahrplan» durcheinanderwirbelt. So geschehen am zweiten Turniertag der Swiss Indoors 2015 in Basel.

Statt mittags um zwölf Uhr begannen die Spiele auf dem Hauptplatz erst um 13 Uhr. Trotzdem fängt das Turnier reibungslos an, denn dafür sorgt Madlaina Barth. Als Chefin des Turnierbüros hält sie in Basel seit 19 Jahren die Fäden in der Hand. Mit ruhiger, besonnener Stimme erklärt die Grossgewachsene, dass zwei Plätze zur Verfügung stehen und sie deshalb das Eröffnungsspiel des Tages problemlos auf den Nebenplatz verlegen konnten. Somit absolvierten die Spieler auf dem Hauptplatz ihr Training zu Ende, und einige Zuschauer waren für einmal dabei.

Ein letztes Mal trainieren, bevor es ernst wird. Foto: Hakan Aki

Als sich Roger Federer nach seinem Titelgewinn 2014 in Basel bei den Organisatoren des Turniers bedankte, tat er das auch indirekt bei Madlaina Barth. «Meine Aufgabe ist unter anderem, dass der Spieler gute Trainingsbedingungen vorfindet, wenn er am Morgen die Halle betritt», erzählt die Chefin des Turnierbüros. Das reicht vom bereitstehenden Wasser bis zu ausreichend Tennisbällen. «Ausserdem stehe ich den Spielern mit Rat und Tat zur Seite, um ihnen ihre Wünsche bestmöglich erfüllen zu können, so Madlaina Barth weiter. Selbstverständlich hat auch ein Tennisspieler eine private Seite. Von Roger Federer weiss man, dass er nach den Spielen gerne Zeit mit seiner Familie verbringt. «Wenn ein Spieler nach einem Match essen gehen möchte, fragt er nach, ob ich ihm einen Tisch in einem Restaurant reservieren kann.» Durch ihre langjährige Tätigkeit, ihre Kontakte und ihr Verhandlungsgeschick schaffen es Madlaina Barth und ihr Team, auch in einem bis auf den letzten Platz besetzten Gourmet-Tempel einen Tisch zu ergattern. Ausländische Spieler, die an ihren freien Tagen eine Besichtigungstour durch Basel machen wollen, wenden sich vertrauensvoll an die verschwiegene Organisatorin. So wissen nur die wenigsten, dass Rafael Nadal an seinem heutigen freien Tag in Luzern auf «Entdeckungsreise»ist.

In Basel findet das drittgrösste Hallenturnier der Saison statt. Foto: Hakan Aki

Drittgrösstes Hallenturnier

Neben den Grand Slams wie Australian Open, French Open, Wimbledon und US Open ist das «500-Indoors-Turnier» in Basel das drittgrösste Hallenturnier der Saison. Der Sieger des Turniers bekommt somit 500 Punkte auf sein Weltranglistenkonto gutgeschrieben. Stars wie Rafael Nadal oder Roger Federer haben nach Ansicht der Organisationschefin weniger «Starallüren» als tiefer klassierte. «Bei denen, die noch nicht unter den Topspielern sind, ist meist der Konkurrenzkampf grösser», so die Insiderin. 

Trotzdem sind alle Spieler sehr umgänglich, egal ob einer Weltranglisten-Dritter ist und Schweizer oder aktuell Platz sieben belegt und Spanier ist. Im Umgang mit allen bedarf es eines gewissen Grads an Fingerspitzengefühl. «Ich muss mich in die verschiedenen Kulturen der Spieler einfühlen. Lateinamerikaner haben eine andere Art als ein Schweizer oder ein osteuropäischer Teilnehmer. Südländer sind teilweise aufbrausender», sagt der «Profi» schmunzelnd. Durch ihre diplomatische Ader schafft es die Chefin des Turnierbüros immer wieder, einen Mittelweg auszuloten, der alle Konkurrenten zufriedenstellt.

Kummerfalten der Sterne

In den 19 Jahren, in denen Madlaina Barth als Bindeglied zwischen den Organisatoren und den Spielern agiert, entsteht schon mal die eine oder andere Freundschaft. «Es ist im Sport generell so, dass geduzt wird – aber auf respektvolle Art.» Dass sie sich mit gewissen Spielern nicht nur über den Sport, sondern vielleicht auch mal über die Familien unterhält, das bringen 19 Jahre so mit sich. «Einige kenne ich schon seit meinen Anfängen hier.» Dass man neben der Chefin des Turnierbüros auch mal zum «Kummerkasten» wird, ist nicht auszuschliessen. «In solchen Fällen wissen die Spieler, dass das, was sie mir anvertrauen, nicht am nächsten Tag in der Zeitung steht.» Als Vertrauensperson der Spieler legt Madlaina Barth jedes einzelne Wort auf die Waagschale, bevor sie eine Frage beantwortet. Das Prinzip «Weniger ist mehr» ist hier Gold wert. Nicht umsonst heisst es: «Man sieht sich wieder.» 

Um diese Trophäe geht es. Foto: Hakan Aki

Hallo, ich bin’s.

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Dass die gute Arbeit der Turnierorganisatoren und -organisatorinnen nicht mit dem Matchball abgehakt ist, davon berichtet Madlaina Barth. «Manchmal bekomme ich Dankeskarten mit Blumen von Spielern nach Hause, was mich freut und auch zeigt, dass meine Arbeit geschätzt wird», schmunzelt die Chefin des Turnierbüros. Auch sie selbst lässt es sich nicht nehmen, Spielern zu ihren Erfolgen an anderen Turnieren zu gratulieren.

Swiss Indoors Basel

Die Teilnahme der Spieler richtet sich nach Verträgen, die bestimmte Spieler mit dem Ausrichter haben, aber auch nach dem Ranking in der Weltrangliste. Die Spieler sind verpflichtet, an den 1000er-Turnieren und den vier Grand Slams zu spielen. Andere Turniere dürfen sie sich aussuchen. Davon müssen vier ATP 500 sein. Das Turnier hier in Basel ist ein sogenanntes ATP-500-Turnier und hat im Spielplan einen hohen Stellenwert.

Spieler wie beispielsweise Lokalmatador Roger Federer oder der spanische Sandplatzkönig Rafael Nadal mussten sich für eine Startberechtigung in Basel bis sechs Wochen vor Turnierbeginn anmelden. «Wenn ein Spieler verletzungsbedingt ausfällt, rückt derjenige nach, der in der Entry-List hinter ihm aufgeführt ist», so Madlaina Barth.

Spitzentennis in Basel.Foto: Hakan Aki