07.11.2016
FOTOS UND TEXT: Melanie Haas

Yvonne Hochheuser verhilft Brautpaaren zu einer perfekten Hochzeit.

Mein Tag als

Hochzeitsplanerin

Ihr Auftrag ist die Liebe. Yvonne Hochheuser, 46, organisiert Hochzeiten und gestaltet Trauungen – für den schönsten Tag im Leben.

«Hochzeiten planen ist ein Knochenjob. Doch jedes Mal, wenn ich sehe, wie glücklich die Brautpaare an ihrem grossen Tag sind, weiss ich, wofür ich das auf mich nehme. Angefangen habe ich als Hochzeitsplanerin, weil ich mich als Hochzeitsgast oft fragte, warum diese Feiern so schlecht organisiert sind. Entweder gab es lange Wartezeiten und Verspätungen, oder die Gäste mussten wegen fehlender Schattenspender in brütender Hitze eine 60-minütige Trauung über sich ergehen lassen. Ich dachte mir: ‹Das kann ich besser›, und machte mich 2006 selbständig.

Vorher war ich jahrelang bei Swarovski im internationalen Marketing tätig und organisierte auch Business-Events. Das kam mir beim Aufbau meiner Tätigkeit als Hochzeitsplanerin zugute, denn eine Ausbildung gab es nicht.

Deshalb startete ich 2010 als Mitgründerin und Präsidentin des Verbandes Unabhängiger Schweizer Hochzeitsplaner einen entsprechenden Lehrgang. In 17 Tagen geben ich und andere Hochzeitsprofis unser Wissen an die Teilnehmenden weiter, damit sie sich selbständig machen können. Dabei sage ich ihnen, dass nur wenige von diesem Beruf leben können und die meisten ihn nebenberuflich oder in Teilzeit ausüben.

Meinen Arbeitstag kann ich frei einteilen, arbeite aber oft abends und am Wochenende. Am Anfang der Planung stehen ein Fragebogen und ein erstes Gespräch von ein bis zwei Stunden. Ich versuche herauszufinden, wie sich das Paar die Hochzeit vorstellt, weise auf mögliche Schwierigkeiten hin, gebe Tipps und mache einen Budgetvorschlag.

Eine komplette Organisation, bei der ich das Paar von der ersten Abklärung bis zur Koordination am Hochzeitstag eng begleite, ist aufwendig. Das Budget beginnt in diesen Fällen bei etwa 5000 Franken und ist nach oben hin offen. Natürlich kann das Paar zwischendurch die Reissleine ziehen, wenn es ihm zu teuer wird. Dann schauen wir, wie wir weiter verfahren wollen.

Häufiger bin ich nur beratend tätig und helfe dem Paar bei Problemen. Viele wissen zum Beispiel nicht, was bei zivilen oder kirchlichen Trauungen möglich ist. Dann kommen sie oft nicht weiter, wenn das, was sie sich vorgestellt haben, nicht geht. Bei diesen Beratungen biete ich Pauschalen an, da der Zeitaufwand überschaubar ist.

Ich verbringe mehr Zeit am Computer als vor Ort. Gründliche Recherche ist das A und O, um einem Paar Empfehlungen geben zu können. Zum Beispiel kann eine Lokalität, die letztes Jahr noch gut war, aber den Besitzer gewechselt hat, heute ganz anders aussehen. Auf Wunsch liefere ich auch Vorlagen und Textvorschläge für Einladungen und andere Drucksachen.

Bin ich bei einer Hochzeit dabei, beginnt mein Arbeitstag meistens am frühen Mittag. Ich bin die Erste vor Ort und stelle sicher, dass alles bereit ist. Dabei weise ich die Floristin, die Musiker sowie die anderen Dienstleister ein und empfange die ersten Gäste. Sie sind froh, dass ein Ansprechpartner da ist, der den Überblick behält.

Manchmal wünscht sich auch die Braut, dass ich ihr bei den Vorbereitungen am Hochzeitstag zur Seite stehe. Der weitere Tagesverlauf hängt dann von den Wünschen des Paares ab. Manche möchten, dass ich bis nach der Trauung da bin, bei anderen bin ich bis zum Schluss der Feier – meistens weit nach Mitternacht – anwesend.

Eine Hochzeit ist für mich gelungen, wenn alle am Ende glücklich nach Hause gehen und mir sagen, dass die Feier gut organisiert war. Mit allen meine ich nicht nur das Brautpaar und die Gäste, sondern auch die anderen Dienstleister und Mitarbeitenden.

Beim Planen von Hochzeiten entwickelte ich eine ganze besondere Leidenschaft für freie Trauungen. Ich beschloss, mich darauf zu spezialisieren, und bin seit 2011 auch als Trauungsgestalterin tätig. Eine freie Trauung dauert im Schnitt etwa 40 bis 60 Minuten und ist nach den Wünschen des Brautpaares gestaltet. Im Mittelpunkt steht immer die Liebesgeschichte des Paares.

Diese Arbeit kann ich vom Zeitaufwand her besser mit meinem Privatleben vereinbaren, und ich freue mich, dass ich hier inzwischen fest etabliert bin. Da ich oft als Trauungsgestalterin gebucht bin, koordiniere ich viele Hochzeiten nicht mehr selbst, sondern beauftrage meine zwei freien Mitarbeiterinnen damit.

Wenn ich Feierabend habe oder nicht arbeite, verbringe ich die Zeit mit meinem Mann, meinen zwei Kindern und meinem Hund Erwin, einem Rhodesian Ridgeback. Meine Jungs sind begeisterte Eishockeyspieler, und ich als leidenschaftlicher Fan bin täglich für sie als ‹Taxi-Mama› im Einsatz. Ausserdem spiele ich Golf, was im Sommer aufgrund der Hochzeiten leider zu kurz kommt.

Irgendwann würde ich gerne einen Hochzeitsratgeber schreiben. Solche gibt es zwar zuhauf, allerdings beziehen sich diese auf das Ausland und nicht auf die Gegebenheiten in der Schweiz. Meinen Ratgeber würde ich deshalb ‹Heiraten in der Schweiz› oder so ähnlich nennen.»