06.08.2015
TEXT: Jvan Spiess
Digitale Wirtschaft

Schluss mit der Umsonst-Kultur

Wir erleben, wie im digitalen Zeitalter die Wirtschaft schrumpft: Buchhandlungen schliessen, Zeitungen verzeichnen erhebliche Einbrüche im Anzeigengeschäft, und seit Jahren ist der Umsatz der Musikbranche millionenfach zurückgegangen. Gleichzeitig streichen Unternehmen wie Google, Amazon und Facebook Milliarden ein. Was läuft schief?

Jaron Lanier
Aus dem Englischen von Dagmar Mallett und
Heike Schlatterer 

Wem gehört die Zukunft?
Du bist nicht der Kunde der Internetkonzerne. Du bist ihr Produkt. 

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 2014 

480 Seiten, Fr. 39.90 

ISBN 978-3-455-50318-0

 

Jaron Lanier, Internetpionier und Forscher bei Microsoft, zeigt in seinem Buch «Wem gehört die Zukunft?», wieso die Internetriesen eine Bedrohung für die Ökonomie sind. Die Frage des Buchtitels beantwortet er so: Wer die leistungsfähigsten Computer hat, dem gehört die Zukunft. 

Lanier veranschaulicht, wie Amazon aufgrund der Daten ihrer Kunden einen Algorithmus erstellt, der innert Millisekunden weltweit den Durchschnittspreis jedes gekauften Buches berechnet – und so die Titel am billigsten anbieten kann. Oder wie Google unsere digitalen Spuren im Internet sammelt und die Daten an die Marketingbranche verkauft. Ihr bietet Google attraktivere und günstigere Werbeflächen im Internet an.

Laniers Kritik: Während die Konzerne unter dem Deckmantel der Umsonst-Kultur aus unseren Daten enormes Kapital schlagen, lassen sie uns leer ausgehen. Er fordert, dass jeder für seine Daten, die er liefert, bezahlt werden soll – je nachdem, wie wertvoll sie sind.  

Das Buch hat formale Schwächen, weist einige Redundanzen auf, und der Aufbau der Kapitel ist nicht immer nachvollziehbar. Doch die Botschaft ist unmissverständlich: Wenn wir eine nachhaltige digitale Wirtschaft wollen, müssen wir etwas ändern.