09.10.2017
TEXT: Detlef Kohl

Das Seelenleben eines Machos

Eines Morgens erwacht der 68-jährige Walter Nowak auf dem Fliesenboden seines Bade-
zimmers liegend. Er kann sich an einen Unfall im Schwimmbad erinnern, benommen schaffte er es nach Hause. Nun liegt er im Badezimmer. Der ehemals erfolgreiche Geschäftsmann spürt, dass das der Anfang vom Ende ist. Das Ende des Lebens, wie er es kannte.

Julia Wolf

Walter Nowak bleibt liegen

Frankfurter Verlagsanstalt

200 Seiten, Fr. 29.50

Erschienen März 2017

ISBN 978-3-627-002336

Verwirrende Gedankenfetzen in willkürlichen Zeitsprüngen gehen ihm durch den Kopf:
der Wildschweinbraten seiner ersten Frau Gisela an Heiligabend mit Ehebruchstränen.
Das Wildschweinschlachtfeld in der Küche. Erlebnisse aus der Nachkriegszeit als unehelicher Sohn eines GI. Der unerwartete Besuch seines Sohns Felix bei tobendem Unwetter. Seiner zweiten Frau Yvonne will Walter es immer recht machen. Als sie für ein paar Tage verreist, hinterlässt sie ihm eine Liste mit diversen Anweisungen.
Doch es kommt alles ganz anders.

Walter begreift, dass er lernen muss, mit den Bildern aus der Vergangenheit und der täglichen Flut an neuen Wahrnehmungen zurechtzukommen, seine Fähigkeiten richtig einzuschätzen und einzusetzen.

Julia Wolfs Buch «Walter Novak bleibt liegen» beschreibt auf erfrischend ironische Weise
die Sinnkrise eines Endsechzigers und lädt ein, den Gedanken weiterzuführen: Welche Rolle hat der Mann heute in unserer Gesellschaft? Klassische Aufgabenverteilungen zwischen Mann und Frau, die jahrhundertelang galten, vermischen sich. Der Mann muss sich erst wieder finden, und einfach wird es nicht mehr sein. Wir werden vielen Waltern begegnen, die mit diesem Wandel vor scheinbar unlösbaren Problemen stehen.