20.07.2015
TEXT: Ines Schöne

Spion werden leicht gemacht

Naveed Jamali erzählt in seinem Buch «Jagd auf Juri» über sein Leben als US-Doppelagent. Der Sohn französisch-pakistanischer Einwanderer lebt in New York als Programmierer, der sich privat für Militärgeschichte interessiert. Nach den Ereignissen von 9/11 bewirbt er sich als 25-Jähriger bei der Navy als Aufklärungsoffizier. Den Traumjob erhält er zunächst nicht und arbeitet daher im Buchvertrieb seiner Eltern.

Dorthin kommt eines Tages ein ranghoher russischer UNO-Diplomat, der Zeitschriften zu militärischen Themen bestellt. Kurz darauf betreten zwei Männer das Büro des Vertriebs und stellen sich als FBI-Agenten vor. Sie bitten die Familie, ihnen die Besuche dieses und anderer Russen zu melden. Naveed Jamali knüpft zu beiden Seiten vertrauliche Beziehungen. Schliesslich wird er zum US-Doppelagenten.

Er verkauft sensitive Informationen wie zum Beispiel ein Cockpit-Handbuch an den Russen Juri gegen Cash und berichtet darüber seinen FBI-Kontakten. Nach drei Jahren liefert er Juri an sie aus. Am Ende des Buches geht sein Berufswunsch in Erfüllung, ein Job bei der Navy.

Naveed Jamali und Ellis Henican

Jagd auf Juri
Ich war ein US-Doppelagent

Orell Füssli Verlag, Zürich, 2015
351 Seiten, Fr. 26.90

ISBN 978-3-280-05574-8

Das Buch schildert authentisch und spannend, wie sich ein ziviler New Yorker ohne Schwierigkeiten in einen Agenten verwandelt. Zuweilen entwickeln sich die Ereignisse zu leicht, um glaubhaft zu sein. Kulturell bleibt das Buch in gängigen Ost-West-Klischees verhaftet.