20.10.2015
TEXT: Tomas Hrico

Grundeinkommen komplett umsonst?

Das bedingungslose Grundeinkommen bedingt neue Arbeitsmodelle. Der Unternehmer Daniel Häni und der Forscher am Basler Philosophicum, Philip Kovce, glauben, dass das Einführen eines bedingungslosen Grundeinkommens dazu führen würde, dass Menschen nicht mehr gezwungen wären, zu arbeiten, und sich frei entfalten könnten.

Das bedingungslose Grundeinkommen soll nicht zuletzt durch den Überfluss an Gütern ermöglicht werden. Die Autoren schreiben etwa, die Menschen seien unfähig, mit dem real existierenden Überfluss angemessen umzugehen, und würden den Reichtum so behandeln, als wäre er mangelhaft. Aus Mangel an Grosszügigkeit erfolge Geiz und Gier. Daraus resultiere ein Defizit an Lebensnotwendigem.

Hänni und Kovce berufen sich auf die Theorie des Soziologen Georges Bataille. Nach ihm äussere sich der Überfluss entweder verschwenderisch, wie etwa in der Kunst, oder zerstörerisch, wie bei einem Terroranschlag. Das bedingungslose Grundeinkommen ermögliche es jedoch, dass sich Überfluss auch fruchtbar äussern könne, indem es das Existenzminimum abdecke. 

Daniel Häni, Philip Kovce

Was fehlt, wenn alles da ist?
Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt                                                                 

Orell Füssli Verlag, Zürich, 2015

189 Seiten, Fr. 19.90 

ISBN 978-3-280-05592-2

Das Buch liest sich flüssig, die Sätze sind verständlich formuliert. Der Inhalt ist in drei Hauptkapitel gegliedert. Kernthemen sind Arbeit, Macht und Freiheit. Das Werk beherbergt zudem eine Pro- und Contra-Analyse mehrerer Politiker, Journalisten, Philosophen und Ökonomen. Ergänzt wird es durch Grundlagen der eidgenössischen Volksinitiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen». Fazit: Die Verfasser vermitteln selbst Laien gekonnt und schmackhaft die Grundprinzipien des bedingungslosen Grundeinkommens.