27.05.2015
TEXT: Katja Imme

Mit gesundem Menschenverstand

Den «Landberufsberater» verdankt er einer Klientin, die seine Qualifikation bezweifelt, da er seine Praxis auf dem Lande und nicht in Zürich führt. Ein anderer verleiht ihm den Titel «Seelenmechaniker», weil er aus seinem Koffer das passende Werkzeug zieht, um ein berufliches Dilemma zu beheben. Andreas Bürgi, Psychologe und Psychodiagnostiker in Uster, erzählt Anekdoten aus seiner Laufbahn als Berufsberater für die Invalidenversicherung und seiner Tätigkeit in der Berufsberatung Jugendlicher und psychologischen Laufbahnberatung Erwachsener. 

Andreas Bürgi

Erinnerungen eines Landberufsberaters

Verlag mfbf Museum für Berufsfossilien, 2014
95 Seiten, Fr. 18.–

ISBN 978-3-9524310-1-6

Dieses Buch will kein Fachbuch sein. Vielmehr zeigt es Berufskollegen, dass es sich lohnt, einen eigenen Beratungsstil zu entwickeln. Seiner ist unkonventionell – trotz oder gerade weil er sich am gesunden Menschenverstand orientiert. Nicht die Ratsuchenden sind das Problem, sondern sie haben eines. Ihnen begegnet er wohlwollend und frohgemut. Mit einem Ritual wie dem zerknüllten Zettel bestärkt er einen Jugendlichen, sich nicht dem Berufswunsch des Vaters zu fügen. Mit dem Auftrag, einen Aufnahmetest ausdrücklich zu vermasseln, verhilft er einem Betriebswirtschafter zur Karriere als Schauspieler. Insistierende Eltern zwingt er zum Schweigegelübde, auf dass der unentschlossene Jugendliche selbst Initiative zur Berufswahl ergreift. Andreas Bürgi schildert seine rund 40 Erfolgsgeschichten dankbar kurz. Sie unterhalten, ermuntern, regen an und zeigen, wie erfüllend eine solche Arbeit sein kann.