12.09.2016

Billigofferte dank Dumpinglöhnen

Lohndumping ist auf Schweizer Baustellen ein Problem. Darüber sind sich alle einig, von den Gewerkschaften über das SECO bis zu den Baumeistern. Als besonders anfällig gelten grössere und Grossprojekte, wie zum Beispiel die Erstellung der Durchmesserlinie für den Hauptbahnhof Zürich. Billiganbieter erhalten den Zuschlag für Arbeiten, welche sie zum Beispiel von Scheinselbständigen aus dem ehemaligen Ostblock erledigen lassen. Die Arbeiter etwa aus Polen oder Rumänien erhalten gerade mal 10 Euro pro Stunde anstatt des GAV-Mindestlohns von rund 28 Franken. Das freut die einheimischen Unternehmen nicht, aber wenn die Gewerkschaften protestieren, halten sie sich zurück.

Anja Conzett

Lohndumping

Eine Spurensuche auf dem Bau

Rotpunktverlag, Zürich, 2016
176 Seiten, Fr. 29.–

ISBN 978-3-85869-690-8

Anja Conzett geht diesem Phänomen, den bestehenden rechtlichen Grundlagen sowie den unterschiedlichen Ansätzen der Sozialpartner in ihrer gut lesbaren und übersichtlichen Spurensuche nach. In der Sache selber bleibt sie tatsächlich bei der Spurensuche; tiefer in die Realität dieser Schweizer Sorte von Schattenwirtschaft dringt die Autorin nicht vor, und so fehlen denn Zahlen, Namen und Orte bis auf wenige Ausnahmen.

Der Darstellung der Frage tut dies keinen Abbruch. Dass ihre Sympathien den Arbeitnehmern gelten, nicht zuletzt auch den ausländischen, welche in der Schweiz zum Teil auch mit Dumpinglöhnen weit mehr verdienen als in ihren Herkunftsländern, verhehlt sie ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Gewerkschaft Unia nicht nur logistische, sondern auch finanzielle Unterstützung für das Buch geleistet hat. Vom Baumeisterverband hätte sie wohl kaum Hilfe erhalten und von den kantonalen Zürcher Behörden noch viel weniger. Diese verweigerten nämlich, wie Anja Conzett am Ende des Buches schreibt, mit fadenscheinigen Begründungen jede Stellungnahme zu ihren Anfragen zur Arbeitsmarktkontrolle.