23.09.2015

Die Risse im Umhang von Superwoman

«Ich glaube, dass heute Mütter mit Kindern problemlos Karriere machen können – wenn sie wollen», sagt die kinderlose Kollegin in der Kaffeepause. Anstatt besagter Dame den Kaffeebecher an den Kopf zu pfeffern, beschliesst Sibylle Stillhart, ein Buch darüber zu schreiben, wie die Wirklichkeit für arbeitende Mütter aussieht.

Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen, die lebhaft und griffig geschildert sind, schreibt die Journalistin gegen das schwer erfüllbare Vorbild des Superweibes an, welches, immer gut gelaunt, Kind und Karriere unter ihr schickes Hütchen bringt. Bei der Lektüre der ersten Seiten werden berufstätige Mütter wissend und mitfühlend nicken, wenn sie mitverfolgen können, wie sich die Autorin nach allzu kurzer Nacht in die tägliche Schlacht rund um Kinder, Job und Haushalt stürzt.

Sibylle Stillhart

Müde Mütter – fitte Väter

Warum Frauen immer mehr arbeiten und es trotzdem nirgendwohin bringen

Limmat Verlag, Zürich, 2015

100 Seiten, Broschur, Fr. 24.–

ISBN 978-3-85791-770-7

Indem sie die Rolle der Väter, die Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Kindern und Job beleuchtet, zeichnet Stillhart ein Bild, in welchem der Umhang der vielpropagierten Superwoman mehr als nur Risse hat. 

Neben lebensnahen Beispielen aus dem Bekanntenkreis der Autorin sorgen Interviews mit Fachleuten wie dem Kinderarzt Remo Largo oder der Burnout-Expertin Barbara Hochstrasser für zusätzliche Blickwinkel und Aspekte rund ums Thema.

Die Arbeitswelt funktioniert noch immer nach unflexiblen und auf Männer zugeschnittenen Regeln. Zu diesem Schluss kommt das Buch und stellt fest: Die Frauen müssen auch selber aktiv werden, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen.