12.01.2016

Die Mechanik der Rezession

Zwei amerikanische Wissenschaftler schieben die Schuld an der Finanzkrise den Konsumenten in die Schuhe. Eine provokante These. Sie leiten sie von der Tatsache ab, dass die Verschuldung der Haushalte vor den meisten grossen Rezessionen sprunghaft ansteigt. Doch wer jetzt eine Schelte auf die Masslosigkeit privater Konsumenten erwartet, darf sich entspannen. Das Anliegen der beiden Autoren ist ein systemkritisches. Der Wirtschaftswissenschaftler Atif Mian und der Finanzwissenschaftler Amir Sufi zeigen auf, wie gefährlich das Schuldenmachen ist. Sie zeichnen nach, wie die USA infolge der Immobilienblase in die Banken- und Finanzkrise 2008 geraten und darauf in die gigantische Wirtschaftskrise schlittern, die auch Europa mit sich reisst. In einer einfachen Sprache, jedoch durch umfassendes Datenmaterial und wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt, schälen die Autoren die Zusammenhänge zwischen dem aufgeblähten Immobilienmarkt, dem Bankenkollaps und der Vernichtung von Arbeitsplätzen heraus.

Atif Mian und Amir Sufi

Das Schuldenhaus

Die globale Finanzkrise – warum der Konsument das Problem ist und nicht die Banken

Orell Füssli Verlag, Zürich, 2015

256 Seiten, Fr. 31.90

ISBN 978-3-280-05584-7

Ihr Buch verstehen die beiden Amerikaner als «intellektuelles Gerüst», um die Mechanik von Rezessionen zu erklären, aber auch als «Wegweiser für Reformen». Für die Zukunft postulieren Mian und Sufi ein Finanzsystem, «das nicht gegen uns, sondern für uns» ist. Als Instrument propagieren sie unter anderem Finanzkontrakte, die nicht sämtliche Risiken den Haushalten aufzwingen, sondern die Lasten zwischen den Kreditgebern und den Schuldnern teilen. Inhaltlich anspruchsvoll und gleichzeitig gut lesbar, fesselt das Fachbuch auch Laien – ausgezeichneter Wissenschaftsjournalismus eben!