13.02.2019
TEXT: Yvonne ChristofFOTOS: © Warner Bros. Entertainment GmbH
Diane Kruger in Fatih Akins Drama «Aus dem Nichts»

Diane Kruger als Mutter, die ihre Familie verloren hat.

Kampf um Gerechtigkeit

Die andere Seite des Naziterrors

Die Geschichte einer jungen Mutter, deren Leben sich von einer Sekunde auf die andere für immer verändert, wird nach Fatih Akins Regietradition in drei Teilen erzählt: So geht es um Gerechtigkeit, Trauer und Verzweiflung.

«Es waren Nazis. Die Bullen haben die Täter erwischt», ertönt es aus dem Anrufbeantworter. Davor sitzt eine blutverschmierte Frau, welche sich mit Handtüchern nur notdürftig die aufgeschnittenen Pulsadern verbunden hat.

Ein Zeitsprung: Vor einem Hamburger Übersetzungsbüro detoniert eine Nagelbombe und reisst den türkischstämmigen Nuri und dessen Sohn in den Tod. Seine hinterbliebene Ehefrau Katja kämpft mit der Trauer und wird mit Vorwürfen konfrontiert, die sie seitens ihrer eigenen Familie und aus dem ermittelnden Umfeld ertragen muss.

Von den Behörden muss sie zusätzlich Vorhaltungen über sich ergehen lassen, die einem klischeehaften Rassismus gleichen. So vermuten die Beamten lange Zeit die Täter im eigenen, vielleicht religiös motivierten Umfeld.

Als Verantwortliche wird schliesslich ein Ehepaar aus dem rechtsradikalen Umfeld verhaftet und vor Gericht gestellt. Katja selbst fungiert im Prozess als Nebenklägerin und muss sich im Laufe dessen den schonungslosen Details des fremdenfeindlichen Anschlags stellen. Das Gericht entscheidet im Zweifel für den Angeklagten und spricht die Täter frei.

Filmplakat «Aus dem Nichts»

Originaltitel: Aus dem Nichts
Produktionsland: Deutschland, Frankreich
Produktionsjahr: 2017
Genre: Drama
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Regie: Fatih Akin
Darsteller/-innen: Diane Kruger, Denis Moschitto, Johannes Krisch, Ulrich Tukur
Laufzeit: 106 Minuten
Verleih: Warner Bros. Entertainment GmbH

Fatih Akin erzählt in seiner filmischen Auseinandersetzung mit den NSU-Morden die Geschichte einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat. Kühl und sachlich, mit minimalistischem Soundtrack und ruhigen Szenenbildern führt der Hamburger Regisseur den Zuschauer durch die Phasen, in denen die Hinterbliebenen der Terroropfer zu kämpfen haben. So überzeugt auch Diane Kruger in ihrer ersten deutschen Hauptrolle mit einer Ernsthaftigkeit, die den Zuschauer einfühlsam in ihren Trauerprozess integriert. Dieser Prozess ist wandelbar und zeigt, wie sich Katja aus der Opferrolle zur Täterin entwickelt.

Wurden die NSU-Prozesse für die Öffentlichkeit bisher vorrangig im sterilen Umfeld der Justiz und der Ermittlungsarbeiten behandelt, beleuchtet Fatih Akins Spielfilm die andere Seite des Naziterrors: die der Betroffenen.

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Youtube: Offizieller Trailer zum Film «Aus dem Nichts»