30.08.2016

Das Kreuz mit der Ökonomie

Schon wieder ein Buch über den Vatikan und das Geld? Jein. Jenseits von Ablasshandel und Pfründenschacher widmet sich das Buch «Der dritte Weg der Päpste» den Wirtschaftsideen des Heiligen Stuhls. Die Ökonomen Hans Frambach und Daniel Eissrich thematisieren die Markttheorien des Sozialismus und des Kapitalismus sowie die damit verbundene späte, aber intensive Auseinandersetzung der Kirche mit wirtschaftsethischen Fragen. 

Die Autoren stellen die erste Sozial-Enzyklika «Rerum novarum» (Über die neuen Dinge, 1891) Leos XIII. – und ihr Ruf nach sozialer Gerechtigkeit – in den Mittelpunkt. Geld und Geist: Damit rangen alle Päpste, bis hin zu Franziskus. 

Hans Frambach, Daniel Eissrich

Der dritte Weg der Päpste

UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München, 2016 

283 Seiten, Fr. 31.90

ISBN 978-3-86764-600-0

Das Buch zeigt auf, wie die Pontifizes nicht nur blindlings Sozialismuskritik übten oder sich während der beiden Weltkriege mit öliger Diplomatie aus dem Geschehen heraushielten. Benedikt XVI. und Franziskus agieren gegenüber den schwarzmalenden Markttheoretikern als bestens informierte Zwischenrufer. Sie fordern Nachhaltigkeit, Verteilungsgerechtigkeit und appellieren an das Gute im Menschen. Ökonomie lässt sich mit Werten verbinden, lautet die Botschaft. 

Auch wenn der Leserin viel Vatikangeschichte und Politik um die Ohren gehauen wird: Factboxes geben einen sehr schnellen Überblick über eine verkannte Kernkompetenz der katholischen Kirche: Sie ist seit Jahrhunderten die Marktbeobachterin der Welt.