26.02.2019
TEXT: Daniel StaufferFOTO: FiGa Films

Ein alter Mann und ein Taxichauffeur machen sich auf den Weg. Beide finden ihr Glück.

Zwei Männer finden in der Pampa religiösen Frieden

Der Weg ist das Ziel

Ein ruhiger Film, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Eine ungewöhnliche Geschichte. Aufgeräumt wird mit Vorurteilen über Moslems und Taxichauffeure. Wer Roadmovies liebt, findet hier eine schöne Erweiterung seines Erfahrungsschatzes.

«El Camino a La Paz» ist ein 2015 entstandener Film des argentinischen Regisseurs Francisco Varone. Seit kurzem ist er in der Schweiz im Filmangebot von Swisscom TV erhältlich. Er gelangt damit auch bis in die hintersten Stuben. Die Hauptdarsteller dieses klassischen Roadmovie sind Ernesto Suárez in der Rolle eines muslimischen Mekka-Pilgers und Rodrigo de la Serna als sein Taxichauffeur, der diesen in einer ersten, 3000 Kilometer langen Etappe paradoxerweise von Buenos Aires nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens, bringen soll.

Der Zuschauer gerät langsam in diese zunehmend skurrile Geschichte hinein. Ein alter, kranker Mann braucht regelmässig einen Taxichauffeur für seine Arztbesuche. Daraus entsteht das Angebot für die lange Fahrt, dem der Taxichauffeur vom Finanziellen her nicht widerstehen kann. Mitgeführt wird ein mobiles Dialysegerät, da der Passagier eine tägliche Blutwäsche benötigt. 

Die Beweggründe des Passagiers werden klarer. Durch einen Unfall und einen Raubüberfall kommen zwei Hunde als Mitreisende dazu. Der Weg endet jäh in einem sandigen Flussbett, aus dem es kein Heraus mehr gibt. Der Taxichauffeur muss den liebevoll gepflegten Oldtimer des Vaters aufgeben. Ohne Geld und Auto gelingt es den beiden Protagonisten trotzdem, das Ziel zu erreichen. 

Filmplakat «El Camino a La Paz»

Filmtitel: Camino a La Paz (Path to Peace)
Land: Argentinien
Jahr: 2015
Genre: Drama/Roadmovie
Altersempfehlung: ab 6 Jahren
Regie: Francisco Varone
Drehbuch: Francisco Varone
Darsteller/-innen: Rodrigo de la Serna, Ernesto Suárez, Elisa Carricajo
Dauer: 94 Minuten

Der Film endet damit, dass der Mekka-Pilger in einem Krankenhaus Schach spielt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er sein geografisches Ziel noch erreichen wird. Aber darum geht es gar nicht. Allah belohnt jeden, der den Weg auf sich nimmt, auch wenn er bereits vor der Haustür tot umfällt. Die Abgeklärtheit des alten Mannes überträgt sich auf den orientierungslosen, gehetzten Grossstadtmenschen. Materiell hat er viel verloren, und sein Passagier kann nicht einmal den vereinbarten Fahrpreis bezahlen, da unterwegs alles gestohlen wurde. Aber er hat auf der Reise seinen Frieden (spanisch «la paz») gefunden und schaut entschlossen und hoffnungsfroh in die Zukunft. Die Reise war ein unbezahlbarer Weisheitstransfer.   

Dies ist ein eher stiller Film, welcher den Schwerpunkt auf die innere Entwicklung eines jungen Mannes legt, der in Kontakt mit einem weisen, am Ende seines Lebens stehenden Mann zur Ruhe kommt. Schön, dass die Sympathien einem Moslem gehören, dies in einer Zeit von wachsendem religiösem Hass. Unbedingt ein sehenswerter Film für die Schweizer Stube. 

Trailer_Camino_a_La_Paz

Trailer von Cine Argentino.NET