20.03.2017
FOTO UND TEXT: Rolf Lüthi

Heinrich Steiner an der Drehbank: «Was es nicht gibt, können wir selber machen.»

Fünf Fragen

Technischer Universalpraktiker

Vor 35 Jahren eröffnete Heinrich Steiner seine Landmaschinenwerkstatt in Tuttwil (TG). Der heute 63-jährige Bauernsohn entwickelte sich weiter zum Universalpraktiker in Mechanik, Hydraulik, Elektrik und Elektronik.

Haben Sie ein Morgenritual?
Aufstehen, wenn der Wecker klingelt, um 6 Uhr 30, ein Joghurt zum Zmorge, um 9 Uhr essen wir ja schon wieder Znüni. In die Bude habe ich nur zweieinhalb Kilometer, darum muss ich nicht früher aufstehen. Ein langer Arbeitsweg ist Zeitverschwendung.

Was beinhaltet Ihr Job?
Ich betreibe eine mechanische Werkstatt mit einem Angestellten und einem Baumaschinen-Lehrling. Meine Lebenspartnerin arbeitet als Teilzeitangestellte im Büro mit. Wir haben ein breites Spektrum: Reparaturen an Lastwagenaufbauten, Betonmischern und anderen Baustellenfahrzeugen. Aufbauten auf Lastwagenchassis wie Betonmischer, Betonpumpen oder Wechselsysteme samt Einbau der hydraulischen Installationen und von elektronischen Funksteuerungen. Ebenso bauen wir Anhänger und Anhängeraufbauten. Dann entwickeln wir Krananlagen und Transportsysteme, stellen sie her und bauen sie ein in bestehende Gebäude, auch in verwinkelte Altbauten wie Scheunen und Industriebauten. Weiterhin natürlich ganz allgemein der Betrieb einer mechanischen Werkstatt mit Schlosserei, dazu Wartung und Reparaturen an allem, was läuft und dreht auf dem Bau und in der Landwirtschaft.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Ich will nicht jeden Tag das Gleiche machen, ich brauche Herausforderungen. Spezielle Maschinen oder Konstruktionen planen, entwickeln und herstellen. Oder Lösungen für Problemfälle austüfteln und umsetzen, manchmal auch Umbauten, Anpassungen oder Verbesserungen an Konstruktionen, die andere gemacht haben und die nicht wie gewünscht funktionieren. Davon kann ich nie genug kriegen.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Schon auch wichtig. Camping, Wasser, Schnee, wandern in den Bergen. Wann immer es möglich ist, fahren wir weg. Im Sommer oft an den Bodensee. Ich habe meinen Wohnwagen in Krummenau im oberen Toggenburg stationiert. Oder wir fahren weiter weg, etwa zum Campen ins Allgäu oder ins Tirol.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Wenn meine Jungs am Boden sind, helfen witzige Sprüche fast immer. Wenn es mal überhaupt nicht läuft, buche ich den Tag ab und sage mir: Morgen ist ein anderer Tag!

Spezial-Krananlage zum gleichzeitigen Befüllen von zwei Futterplätzen in einem Schafstall. Das Krangestell ist so gebaut, dass in der Mitte möglichst wenig Gebäudehöhe verloren geht. Heinrich Steiner testet zusammen mit Lehrling Cédric Kunz (links) die verschiedenen Funktionen eines Spezialhubwagens für Reparaturen und Wartung an Eisenbahn-Oberleitungen. Bedienungseinheit für die Funksteuerung eines Betonmischeraufbaus. Betonmischeraufbau mit Mischtrommel und Antriebseinheit. Der Serienrahmen musste abgeändert werden, um eine möglichst geringe Bauhöhe zu erreichen. Steuerung für ein Gütertransportsystem. Änderung an Spezial-Muldentransportfahrzeug mit hydraulisch angetriebenem Entladeboden und Förderband. Bei der ursprünglichen Konstruktion heizte sich das Hydrauliköl auf. Heinrich Steiners kreativ-verspielte Seite: federnder Barstuhl mit altem Traktorsitz. as Team vor einem fertiggestellten Lastwagen mit Betonmischeraufbau (v.l.): Edith Schiferli, Heinrich Steiner, Cédric Kunz, Sandro Traby. Klassische mechanische Fertigung: Drehen eines Sitzes für Lager und Simmering. Auch ein Amboss steht in der Werkstatt in Tuttwil.
Fotos: Heinreich Steiner, Sandro Traby, Rolf Lüthi