01.12.2016
FOTO UND TEXT: Christian Tschümperlin

Professor Kurtcuoglu im physiologischen Labor der Universität Zürich.

Fünf Fragen

Professor für Physiologie

Vartan Kurtcuoglu, 39, forscht an der Universität Zürich zum Thema Physiologie. Er spricht über einen kompetitiven Markt und über Kreativität.

Haben Sie ein Morgenritual?


Ich stehe um 5.45 Uhr auf. Meine Frau ist wie ich berufstätig. Am Morgen sind wir nicht lange zuhause. Wir nehmen uns aber Zeit für die Kinder. Das heisst Zmorge und Znüni parat machen. Heute Morgen gab es Frühstückseier. Das ist mein Morgenritual.

Was beinhaltet Ihr Job? 


Ich arbeite in der Physiologie. Diese widmet sich der Funktionsweise des Körpers. Ich befasse mich hauptsächlich mit Flüssigkeitsströmen und dem Transport von Molekülen innerhalb der Flüssigkeit, beispielsweise mit dem Blutfluss oder der Hirnflüssigkeit. Selber bin ich selten im Labor. Das machen meine Leute. Ich manage eine Gruppe von 15 Wissenschaftlern. Bei mir im Team habe ich zwei Biologinnen, einen Chemiker und mehrere Ingenieure. Dieses interdisziplinäre Wissen muss ich zusammenbringen. Dann bin ich fast mehr im Publizistikgeschäft als in der Forschung. Ich schreibe Papers. In den letzten Jahrzehnten wurde es immer wichtiger, dass man seine Forschung auch verkaufen kann. Ausserdem bin ich mit meinen Kollegen weltweit in Kontakt. Ich gehe an Konferenzen und tausche mich mit ihnen aus.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?


Freiheit – Forschungsfreiheit, zeitliche Freiheit! Der Druck bei der Arbeit ist hoch. Wir sind in einem internationalen Markt. Für mich ist das stimulierend. Es gibt so viele offene Fragen in der Forschung. Bei so viel Druck ist es aber wichtig, dass ich mir meine Arbeitszeit selber einteilen kann. Wenn ich zum Beispiel nach diesem Gespräch merken würde, dass ich zurzeit nicht kreativ bin, dann ginge ich nach Hause. Ich sehe nicht viel Sinn darin, einfach am Bürotisch zu sitzen, und nichts kommt. Man braucht eine gewisse Kreativität. Die verlorene Zeit hole ich ein anderes Mal nach. Wenn ich wirklich schreiben muss, steige ich in einen Zug. Das ist eine sehr kreative Umgebung, wo ich gut schreiben kann.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Mein Hobby ist die Familie. Die freie Zeit, die ich habe, investiere ich in die Familie. Die Arbeit ist aber immer dabei. Wenn ich meinen jüngeren Sohn ins Bett bringe, dann arbeite ich, während er einschläft, am Laptop. Oder wenn ich die Kinder zum Sport bringe, nehme ich den Laptop mit. Zudem renne ich täglich eine halbe Stunde. Ich arbeite ja im Physiologischen Institut.

Haben Sie Tipps für gute Laune während der Arbeit? 


Erstens ist es wichtig, dass man sich kleinere Ziele setzt. Wenn ich am Morgen hierherkomme und keine konkrete Vorstellung habe, was ich heute erleben will, dann habe ich auch keine Erfolgserlebnisse. Gerade in der Wissenschaft, wo man zum Teil Horizonte von mehreren Jahren hat, bis ein grosses Resultat erzielt wird, ist das wichtig. Und zweitens sollen Erfolgserlebnisse gefeiert werden. Zum Beispiel mit einem Kuchen.