09.06.2016
FOTO UND TEXT: David Putnam
Mirsind Ethereum

«Mirsind» in seinem Home-Office am Zürichsee.

Fünf Fragen

Der Kommunikator

Er ist 37, hat sich von seiner vergangenen Identität verabschiedet und nennt sich fortan Mirsind Ägaleri – auf Hochdeutsch: Wir sind eine Galerie. Zurzeit arbeitet er mit 20 000 Usern an einer digitalen Revolution.

Haben Sie ein Morgenritual?
Das Ritual wechselt bei mir alle paar Monate. Ich wache idealerweise ohne Wecker auf. Sanft in den Tag hineingleiten, so kommen Ideen auf. Danach langsam aufstehen, ein Glas Wasser trinken und dann Richtung Home-Office-Computer.

Was beinhaltet Ihr Job?
Meine «Galerie» – so nenne ich meine Wohnung – vermiete ich manchmal unter und muss davor das Zimmer vorbereiten. Ich arbeite auch Teilzeit in einem Bioladen. Als Kommunikator habe ich mich für die Bewegung «Bedingungsloses Grundeinkommen» (BGE) eingesetzt. Dafür habe ich hunderte von Menschen auf der Strasse angesprochen und sie gefragt: «Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?» Als das Strassenprojekt zu Ende ging, suchte ich einen Ort, wo die ganzen BGE-Ideen umgesetzt werden können. Ich sehe eine Möglichkeit im dezentralisierten Netzwerk «Ethereum», wo eine gegenseitige Vertrauensbasis aufgrund einer direkten Vernetzung von tausenden von Heimcomputern herrscht. Konkret investiere ich in Blockchain-Start-ups.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Das A und O ist Vertrauen und Ehrlichkeit von Mitarbeitenden und Vorgesetzten. Aber das ist schwierig, denn das «klassische Wirtschaftssystem», in dem wir leben, versucht das zu unterdrücken, damit der Arbeitsfluss und die Kontrolle funktionieren.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Der private Ausgleich ist für mich insofern unwichtig, als Privatleben und Arbeit eigentlich das Gleiche sind. Der Fokus, den viele zu sehr auf die Arbeit legen, hindert sie gerade daran, herauszufinden, was sie wirklich gern machen würden.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Die Leute aus dem eigenen Gedanken-Loop herausbringen. Eigentlich geht es mir darum, die Leute zu verwirren und sie so total aus ihrem Rhythmus zu bringen.