Veröffentlicht am 12.03.2015FOTO UND TEXT: Leila Chaabane

Ist Coca Cola ein Universalputzmittel, wie das manche Internetforen behaupten? Oder alles nur Schaum?

Eine süssbittere Erfahrung

Leila Chaabane
Journalistin «der arbeitsmarkt»

Die Supermärkte rufen auf zum Frühlingsputz. Auch Coca Cola putzt, und zwar rund 90 Arbeitsstellen weg. Ein harter Schlag für die Produktions- und Vertriebsanlage in meiner Nachbarsgemeinde Bolligen, die seit 1964 in Betrieb ist und Ende 2015 definitiv geschlossen wird.

Hätte ich es verhindern können? Kaum. Das braune Süssgetränk ist mir mindestens so ein Gräuel wie das Putzen. Doch Gerüchten im Internet zufolge soll Coca Cola ein ausgezeichnetes Putzmittel sein.

Hätte ich die Schliessung der Anlage aufhalten können, indem ich anstelle der teuren Reinigungsmittel Cola-Flaschen im Putzschrank habe? Ich wage den Selbstversuch:

Gerücht Nummer eins: Cola entfernt Blutflecken
Das weisse T-Shirt nehme ich aus dem Sack für die Altkleidersammlung – ich traue der Sache nicht und will mir kein Lieblingsstück ruinieren. Die Nadel für den Pikser in den Finger ist desinfiziert. Ich brauche ein, zwei Versuche, bis ich fest genug zusteche und ein paar Bluttropfen auf das Shirt träufeln kann. Eingelegt in Cola, lasse ich den Fleck zirka 30 Minuten einwirken. Das Blut ist noch gut zu sehen, doch unter heissem Wasser lässt es sich mühelos wegwaschen. Die braune Brühe aber bleibt hartnäckig im T-Shirt. Ich schmeisse es in die Waschmaschine – mit Waschmittel.
Ergebnis: Das Blut ist raus, braune Flecken bleiben und das T-Shirt entsorge ich zurück in den Altkleidersack.

Gerücht Nummer zwei: Cola entfernt Rost
Perfekt, denn auf meinem Balkon habe ich mit dem Geländer und einer Aussenlampe gleich zwei Versuchsobjekte, die ich längst vom Rost befreien wollte. Beim Balkongeländer bin ich froh, dass meine Nachbarn nicht sehen, wie die Cola über das Dach runter in ihren Garten läuft. Die rostbefallene Lampe stelle ich ins Waschbecken und giesse das Süssgetränk drüber. Was für eine unglaubliche Sauerei. Beides lasse ich eine gewisse Zeit einwirken. Noch guter Dinge nehme ich die weiche Seite des Schwammes und putze. Bald darauf schrubbe ich mit der rauen Rückseite.
Ergebnis: Der Rost geht nicht weg. Dafür sind Geländer und Lampe jetzt sauber, weil ich das klebrige Zeugs aufwändig wegschrubben musste.

Gerücht Nummer drei: Cola reinigt Abflüsse
Muss ich mir bald kein schlechtes Gewissen mehr machen, wenn ich den Abfluss in meiner Badewanne reinige? Cola als Alternative zu den teuren und starken Chemikalien? Nach zwei gescheiterten Versuchen hält sich mein Enthusiasmus in Grenzen. Schon beim Reinschütten wird mir klar, auch wenn das Süssgetränk den Abfluss zu reinigen vermag, werde ich nicht umhin kommen, die ganze Badewanne zu putzen. Das habe ich nicht eingeplant. Nach beinahe einer Stunde Einwirkzeit die ernüchternde Bilanz: Die Badewanne ist braun und das Wasser fliesst genauso langsam ab wie zuvor.

Schluss, aus, vorbei! Ich habe genug von diesem Experiment, das nichts als eine Schweinerei hinterlässt. Doch die Flasche ist nicht leer und trinken kommt nicht in Frage. Lieber nutze ich die Entsorgung für eine letzte Latrinenparole.

Gerücht Nummer vier: Cola macht Toiletten blitzblank sauber
Die braune Sosse in der Toilette überschreitet endgültig meine Ekel-Schmerzgrenze und ich fackele nicht lange rum.
Das Ergebnis: Die Toilette putzt Cola mit einem Spülgang blitzblank weg. Geht doch.

«That’s life», könnte der passende Kommentar des Getränkeriesen sein. Der mit der Bekanntgabe der Produktionsschliessung in Bolligen, gleichzeitig sein neustes Werk, Coca Cola Life lanciert. Mit Stevia, grüner Verpackung und noch immer zu viel Zucker, soll es für Menschen auf der Suche nach Genuss, Lebensfreude und Natürlichkeit sein. Eine Behauptung, für dessen Wahrheitsüberprüfung ich mich nicht zur Verfügung stelle.