Veröffentlicht am 01.10.2013FOTO UND TEXT: Robert Hansen

Zeltcamp verschiedener lokaler Reiseanbieter aus Tansania am Rande des NgoroNgoro-Kraters.

Aben-teurer

Robert Hansen
Chefredaktor «der arbeitsmarkt»

Sie haben zu viel Geld verdient oder geerbt? Sie haben ab August 2014 oder ab Januar 2015 zufälligerweise knapp über drei Monate Ferien, wissen aber noch nicht wohin? Und sie campieren gerne mit ihnen heute noch unbekannten Menschen? Dann könnte Sie das interessieren: Eine Abenteuerreise durch ganz Afrika für 29 000 Franken. Natürlich ist die Teilnehmerzahl arg beschränkt und Interessenten müssen zuerst auf maximal einer A4-Seite begründen, weshalb er oder sie meint, zum erlauchten Kreis dieser Transa/Globotrek-Reise gehören zu müssen. «Mit etwas Glück bist du einer der TeilnhmerInnen der einmaligen TransAfrika-Reise», steht in der Ausschreibung. Einfach buchen war gestern. Heute führen auch Reisebüros Bewerbungsverfahren durch.

Neben Ihrem Geld und Ihrer Zeit wird von Ihnen noch folgendes abverlangt: Toleranz, Ausdauer, Flexibilität, Geduld – und Mitarbeit: beim Kochen und Campaufbau. Geboten wird Ihnen die Fahrt im Mercedes-Benz Lastwagen mit Panorama-Schiebefenster, 40-Liter-Kompressorkühlbox, Sperrdifferential und sogar einer offenen Verbindung zwischen dem Fahrgastraum und der Reiseleitung respektive dem Fahrer. So steht das alles in der Reisebeschreibung. Ist Ihnen das 29 000 Franken wert? Dann müssen Sie sich bis Ende November bewerben. Ist Ihnen das zuviel? Sie können für nur 15 500 Franken die halbe Reise absolvieren. Für die Flüge nach Afrika und zurück müssen Sie allerdings in beiden Fällen noch zusätzlich aufkommen.

Trotz all der Marketingversprechen einer sicher faszinierenden Reiseroute: Mir erschliesst sich nicht, wer eine solche Reise buchen soll. Wer so viel Zeit zur Verfügung hat, reist normalerweise mit verhältnismässig kleinem Budget. Wer sich ein so grosses Reisebudget leisten kann, schläft selten in einfachen Unterkünften und im Zelt. Wer gerne campiert, ist kaum im Gruppentourismus anzutreffen. Wer das Reisegruppen-Feeling schätzt, den lockt nicht das wahre Abenteuer. Und vor allem: Ein Abenteuer lässt sich nicht durchtakten, kaufen oder organisieren. Wann und wo ein Abenteuer beginnt, bestimmen Sie ganz alleine.