Veröffentlicht am 20.10.2014FOTO UND TEXT: Leila Chaabane
Markus Seiler auf der Terrasse vom Café Littéraire, im Stauffacher Bern.

Blitzlicht: Grillmeister

Markus Seiler ist gelernter Koch. Nach 18 Jahren verkaufte er seinen Gastwirtschaftsbetrieb und arbeitete fortan als Freelancer. Seit 2006 ist der heute 56-Jährige mit Herzblut Grillmeister bei der Weber-Grillakademie.

Haben Sie ein Morgenritual?
Jeden Morgen wenn ich aufstehe, bediene ich vor allem anderen zwei Knöpfe: Mit dem ersten schalte ich das Radio ein. Schöne Musik stellt auf und bringt gute Laune. Der zweite Knopf befindet sich an der Kaffeemaschine. Ohne Kaffee geht gar nichts. Ich setze mich gemütlich hin, gehe in meinem Kopf den bevorstehenden Tag durch und erledige bereits kleinere Vorbereitungen. Manchmal greife ich gedanklich vor und versuche mir auszumalen, ob es ein guter oder weniger guter Tag wird. Doch dann sage ich mir jedes Mal, dass ich die Dinge auf mich zukommen lassen muss. Ganz klassisch geht es weiter: Morgentoilette, anziehen und zur Arbeit gehen.

Was beinhaltet Ihr Beruf?
Den Teilnehmenden der Grillakademie möchte ich in den vier Stunden, die ein Kurs jeweils dauert, vor allem Freude und Spass vermitteln. Natürlich will ich ihnen auch mein Wissen weitergeben, damit sie ihren Grill zu Hause optimal nutzen können. Im Herbst demonstriere ich gerne, dass Holzkohle anfeuern oder den Gashahnen aufdrehen auch im Winter Vergnügen bereitet. Heute bin ich an einer Kochbuchpräsentation auf der Terrasse vom Café Littéraire, im Stauffacher Bern. Jetzt gerade brutzeln Butternusskürbisscheiben, die später auf die Pizza kommen. Folgen werden traditionelle Hamburger und als krönender Abschluss: Schoggiküechli. Natürlich alles auf dem Grill zubereitet.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie Ihre Arbeit gerne machen?
Am wichtigsten sind mir aufgestellte und aufgeschlossene Teilnehmende, die ich in meinen Bann ziehen kann. Die mir in die Augen schauen und schon fast ein bisschen zittern vor Neugier. Denen ich die Freude am neugewonnenen Wissen der Grillkunst ansehen kann. Was ich mache ist eine Show: Wenn sie gut ankommt, ist für mich der Applaus, ein «Merci, das wusste ich noch nicht», fast mehr Wert als mein Lohn. Selbstverständlich brauche ich als Grillmeister ein grosses Fachwissen. Da kommt mir meine Ausbildung zum Koch und die vielen Jahre Berufserfahrung sehr zugute.

Wie wichtig ist Ihnen der private Ausgleich?
Da ich beruflich in der ganzen Schweiz unterwegs bin und praktisch die meiste Zeit in Hotels wohne, hat meine Familie, wenn ich zu Hause bin, vor allen und allem anderen Vorrang. An erster Stelle steht da meine Frau, meine zwei Kinder und seit sieben Monaten mein Enkelkind. Das kleine Mädchen ist unser grosses Highlight. Das Familienleben ist der perfekte Ausgleich zur Arbeit. Da kann ich mich zurückziehen, runterfahren und wieder in einem Kreis ankommen, wo ich mit Freunden ein Glas Wein trinke. Natürlich stehe ich auch zu Hause auf unserer grossen Terrasse in Murten (BE) oft für Familie und Freunde vor dem Grill. Etwas experimentierfreudiger als an meinen Kursen, probiere ich gerne etwas Ausgefallenes aus. Zum Beispiel einen Hecht oder eine ganze Gans. Das hat für mich überhaupt nichts mit der Arbeit zu tun. Grillen ist meine Leidenschaft, mein Hobby – und mein Beruf.

Haben Sie einen Tipp für gute Laune bei der Arbeit?
Eine schwierige Frage, denn ich habe immer gute Laune, weil ich mich jeden Tag auf meine Arbeit freue. Gefallen an der Tätigkeit, für die wir uns entschieden haben, ist die beste Voraussetzung. Was aber ganz bestimmt auch hilft, ist, positiv in den Tag zu starten. Niemand kann im Voraus sagen, was bevorsteht. Schlechte Gedanken bereits am Morgen früh sind kein hilfreicher Motivator. Wem aber über längere Zeit die Arbeit ein Gräuel ist, sollte über die Bücher gehen und sich überlegen, ob er den richtigen Job gewählt hat. Zuviel Kummer macht uns nicht nur das Leben schwer, er ist auch schlecht für die Gesundheit. Zudem glaube ich, dass es gelegentlich nicht schadet, den Grund für die miese Laune bei sich selbst zu suchen. Nicht immer sind andere oder der Job dafür verantwortlich.