Veröffentlicht am 14.11.2013FOTO UND TEXT: Mario Walser

Sita Mazumder, Susanne Wille, Antonia Villiger, Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Stéphanie Lanz und Claudia Kälin an der «Women's Business Conference» in Zürich.

Wenn Frauen netzwerken

Rund 400 Teilnehmende nutzten am Dienstag in Zürich die Möglichkeit, Geschäftsthemen unter Frauen zu besprechen. Bekannte Gesichter beschäftigten sich mit dem Leitthema «Spannungsfelder». Ehrengast der achten «Women's Business Conference» war Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

Einem erfahrenen, meist noch immer männlichen Konferenzbesucher hätte sich für einmal ein ungewöhnliches Bild geboten. Das Podium im Ballsaal des Hotel Park Hyatt in Zürich war bestückt mit modernen Sesseln und einem eleganten Sofa. In den vier Ecken des Raumes durften Teilnehmende Preziosen eines bekannten Zürcher Juweliers bewundern, edle Schuhe probieren und die neusten Errungenschaften eines Kosmetikanbieters testen. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal hätte der Konferenzbesucher unter den rund 400 Anwesenden nur acht männliche Kollegen ausmachen können.

Das ist Tagungsleiterin Sita Mazumder durchaus bewusst: «Wahrscheinlich wirkt das ‹Women's› im Konferenznamen ein wenig abschreckend. Hat der Mann die Hürde des Namens erst einmal überwunden, wird er aber merken, dass dies keine eigentliche Gender-Veranstaltung ist.» Die Dozentin am Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern gesteht aber ein, dass da und dort eine Genderfrage einfliessen könne: «Das kann aber auch für Männer sehr interessant sein.»

Aus verschiedenen Blickwinkeln

Thematisierte Spannungsfelder wie «Verstand versus Emotionen», «Anspruch versus Verantwortung», «Beschleunigen versus Entschleunigen» und «Komplexität versus Einfachheit» bildeten Ausgangspunkte für die verschiedenen Panel-Diskussionen. Die Spannungsfelder interessierten nicht nur aus der Gender-Perspektive. Gemeinsam mit Moderatorin Susanne Wille versuchten die geladenen weiblichen und männlichen Gäste, die Themen aus verschiedenen Blickwinkeln und von ihrer Warte aus zu beleuchten.

Jean-Claude Biver, Verwaltungsratspräsident von Hublot erklärte mit herbem Charme, wie er sich be- und entschleunigt und wie er sein Arbeitszeitmodell der Familie anpasst. Der Luxemburger überraschte die Anwesenden mit der wenig bekannten Tatsache, dass die Führungsspitze von Hublot einen Frauenanteil von 75 Prozent aufweist. Zen-Therapeutin Anna Gamma rief in Erinnerung, dass auch das Entschleunigen geübt sein will. Psychoanalytiker und Männer-Coach Markus Fäh erklärte der Journalistin und Jungmutter Michèle Roten, wieso der Mann die Frau mehr braucht, als umgekehrt. Axa-Verwaltungsrätin Wanda Eriksen und Manfred Manser, ehemals CEO von Helsana und Urgestein der Schweizer Versicherungsbranche, wiesen darauf hin, dass für die Besetzung eines Verwaltungsratspostens in erster Linie Kompetenz zähle und nicht das Geschlecht.

Preisträgerinnen und Ehrengästin

Einer der Höhepunkte der Tagung war die Verleihung des «Women’s Business Awards». Jasmin Staiblin, die diesjährige Preisträgerin, ist CEO des Schweizer Energiekonzerns Alpiq. Katrin Trautwein, Gründerin der Farbmanufaktur Kt.Color, durfte den «Women’s Business Motivationspreis» in Empfang nehmen.

Ehrengästin Bundesrätin Simonetta Sommaruga verriet am Schluss der Veranstaltung der Moderatorin und dem Publikum, dass sie trotz anders lautender Medienberichte vom vergangenen Wochenende eine Direktorin beschäftige. Sie bekräftigte jedoch, dass sich Frauen für höchste Kaderpositionen nicht so einfach finden liessen. Denn Frauen in Spitzenpositionen seien noch nicht die Regel und somit habe sie eine viel kleinere Auswahl.

Die Justizministerin lässt die Kaderstellen systematisch als Teilzeitstellen ausschreiben. 43 Prozent der Stellen im Justiz- und Polizeidepartement wären zudem Teilzeitstellen mit einem Pensum von unter 90 Prozent. Bundesrätin Sommaruga betonte, dass sie sich genau so um die Väter in ihrem Departement kümmere, denn Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Karriere ist für sie keine reine Frauenangelegenheit. Sie ist überzeugt davon, dass Frauen nur in Kaderpositionen gelangen können, wenn auch der Partner einen Beitrag dazu leistet.

Frauenthemen aus Männersicht

Tagungsleiterin Sita Mazumder geht mit der Bundesrätin einig. Ihr ist klar, dass die Genderfrage speziell bei einer Women’s Business Conference nie ganz aussen vor gelassen werden kann: «Wie auch dieses Jahr wieder deutlich wurde, bewegen Themen wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor. Zudem dringen qualifizierte Frauen noch immer selten in Top-Positionen vor und Quotenregelungen werden weiterhin diskutiert.»

Wie eine kleine anonyme Umfrage des Schreibenden ergab, waren die wenigen männlichen Teilnehmenden am Ende des Tages durchaus angetan vom Gebotenen. Die Mehrzahl glaubte jedoch, dass eine allfällige «Men’s Business Conference» mit genau denselben Themen weit weniger Zuspruch gefunden hätte. Generell lobten sie die ganz eigene, unverkrampfte Athmosphäre der Konferenz und freuten sich darüber, dass die Begegnung im Mittelpunkt stand und nicht der Tausch von Visitenkarten. Das Netzwerken über die Geschlechtergrenzen hinaus vermissten sie jedoch einhellig.