Veröffentlicht am 15.01.2015TEXT: Tito ValcheraFOTO: Romed Fritsche

Kranke Mitarbeitende sind auf kompetente Hilfe angewiesen.

Berufliche Integration fördern

Das Informationsportal des Vereins Compasso hat seit Anfang 2015 ein umfassenderes Angebot. Es berät Arbeitgeber bei der beruflichen Reintegration von erkrankten und verunfallten Mitarbeitenden, sowie bei Neueingliederungen von gesundheitlich beeinträchtigten Menschen.

Hat ein Arbeitnehmer gesundheitliche Probleme und kann nicht mehr im vollen Umfang arbeiten, wird in der Regel gemeinsam mit dem Arbeitgeber nach Lösungen gesucht. Denn jeder Mitarbeitende ist eine wichtige Ressource, die es zu erhalten gilt. Der Arbeitskräftemangel in bestimmten Branchen verstärkt dieses Bedürfnis: lieber ein gesundheitsförderndes Arbeitsklima schaffen, lieber weiterbilden oder umschulen statt entlassen. «Die berufliche Eingliederung ist wichtiger geworden», sagt Martin Kaiser, Präsident des Vereins Compasso.

Ausgebautes Angebot

Die nationale, dreisprachige Informationsplattform Compasso.ch ist bereits seit fünf Jahren online. Ende 2014 modernisiert, erreicht sie mit ihrem Service mittlerweile über 10 000 Klicks pro Monat. Seit Beginn dieses Jahres hat sie Zuwachs von zwei weiteren Vereinen erhalten und trumpft mit einer Vernetzung von Erfahrungswissen auf: Mit «ThinkTank FER» stehen praxiserprobte Abläufe im Bereich der Früherkennung zur Verfügung und «ConCerto-pro» koordiniert bei komplexen Fallkonstellationen die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ansprechpartnern.

Compasso stellt für Arbeitgeber Leitfäden, Checklisten, Formulare, Merkblätter und Kontaktadressen, aber auch weiterführende Informationen anhand von Artikeln und Literaturangaben bereit. Abgerundet wird das Angebot mit Praxisseminaren und Weiterbildungen. Zur Attraktivitätssteigerung haben die Plattformbetreiber zusätzlich «Best-Practice»-Beispiele wie dieses aufgeschaltet: Über das «Job Coach Placement» stellte die  Firma Ast & Fischer den Informatiker und Projektleiter S. ein. Nach einem Burn-out hatte dieser den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt gesucht. Der Arbeitgeber glaubte an sein Potenzial und holte einen Coach zur Unterstützung – mittlerweile ist S. für den Digitaldruckbereich verantwortlich und fest angestellt.

KMU mit ins Boot holen

Ein Hauptaugenmerk von Compasso liegt bei den Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU). Diese sind bezüglich Massnahmen und Investitionen im Bereich der betrieblichen Gesundheit eher zurückhaltend, ihre Sensibilisierung ist somit schwierig. «Wir möchten möglichst viele Branchenverbände an Bord holen», sagt Martin Kaiser. In diesen sind die KMU vernetzt. «Sind die gesundheitlichen Beeinträchtigungen eines Arbeitnehmers bestimmt, kann gegebenenfalls in einer anderen KMU nach einer passenden Stelle gesucht werden.»

Arbeitsfähigkeit erhalten

Nach einer schnellen Früherfassung der gesundheitlichen Problematik setzen Unternehmen die von Compasso empfohlenen Instrumente wie beispielsweise eine Umplatzierung oder Umschulung ein. Dies geschieht meist in Zusammenarbeit mit der Invalidenversicherung (IV) oder einem involvierten Privatversicherer im Rahmen eines Case Managements. Der Knackpunt dabei: Die bisherigen Analyseinstrumente waren oft zu kompliziert. Hier verspricht Compasso mit einfacheren Elementen im Baukastenprinzip Abhilfe.

Die Online-Informationen über Anstellungsbedingungen, zusammen mit den zugehörigen Kontaktadressen, richten sich derweil an Neueinstellungen von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Bei beiden Zielgruppen gilt: Die Arbeitnehmenden sollen ihren Job nicht verlieren und nicht auf die IV angewiesen sein. Nicht zuletzt auch, um die IV dabei zu unterstützen, sich selbst zu sanieren. Das Ziel: bis 2018 rund 17 000 IV-Rentnerinnen und Rentner wieder in den Arbeitsmarkt integrieren.

Breit abgestützt

Der Verein Compasso steht unter dem Patronat des Schweizerischen Arbeitsgeberverbands (SAV) und strebt in Zukunft eine breitere Trägerschaft an. «Unser Hauptziel ist, alle beteiligten Akteure an einen Tisch zu bringen», sagt Martin Kaiser. Die Bandbreite der Sponsoren, Partner und Mitglieder reicht bisher von Krankenkassen, Versicherungsverbänden und der Schweizerischen Unfallversicherung Suva, über die IV-Stellen-Konferenz und einige grössere Firmen bis hin zu Branchenverbänden.